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Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Ngọc Lý
09.08.2007 11:32:10 (
permalink
)
Johann Wolfgang von Goethe
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Johann Wolfgang von Goethe
, geadelt 1782 (*
28. August
1749
in
Frankfurt am Main
; †
22. März
1832
in
Weimar
; auch
Göthe
), ist als
Dichter
,
Theaterleiter
,
Naturwissenschaftler
,
Kunsttheoretiker
und
Staatsmann
der bekannteste Vertreter der
Weimarer Klassik
. Sein
Werk
umfasst
Gedichte
,
Dramen
und
Prosa
-Literatur, aber auch naturwissenschaftliche Abhandlungen. Er gilt als bedeutendster deutscher Dichter und ist eine herausragende Persönlichkeit der
Weltliteratur
.
Johann Wolfgang Goethe
Johann Wolfgang von Goethe
1828, gemalt von
Joseph Karl Stieler
Inhaltsverzeichnis
1 Leben
1.1 Herkunft und Jugend (1749–1765)
1.2 Studium und Geniezeit (1765–1775)
1.2.1 Leipzig (1765–1768)
1.2.2 Frankfurt/Straßburg (1768–1770)
1.2.3 Frankfurt und Darmstadt (1771)
1.2.4 Wetzlar (1772) – Frankfurt (1775)
1.2.4.1 Praktikant in Wetzlar
1.2.4.2 Erste Begegnung mit Charlotte Buff (1772)
1.2.4.3 Werther-Roman
1.2.4.4 Fragmente und Abgeschlossenes
1.2.4.5 Erste Begegnungen mit Carl August und Elisabeth Schönemann (1774)
1.2.4.6 Erste Schweizreise (1775)
1.2.4.7 Einladung nach Weimar (1775)
1.3 Weimar (1775–1786)
1.3.1 Minister in Weimar (1776–1786)
1.3.1.1 Amtsübernahme
1.3.1.2 Regierungsarbeit
1.3.2 Charlotte von Stein
1.3.3 Naturkundliche Studien
1.3.4 Gesellschaftliches Leben
1.3.5 Unzufriedenheit
1.4 Leben in Italien (1786–1788)
1.5 Weimar (1788–1832)
1.5.1 Christiane Vulpius
1.5.2 Umbruch
1.5.3 Weimar/Jena (1794 ff.)
1.5.3.1 Freundschaftliche Verbindung mit Friedrich Schiller
1.5.3.2 Physik und Farbenlehre
1.5.4 Weimar – Kriegszeit
1.5.4.1 Trauung mit Christiane Vulpius
1.5.4.2 Die Wahlverwandtschaften
1.5.4.3 Vorbereitung Gesamtausgabe und Abschluss Faust I (1806)
1.5.4.4 Begegnung mit Napoléon (1808)
1.5.4.5 Autobiographische Aufzeichnungen
1.5.4.6 West-östlicher Divan
1.5.5 Alter in Weimar (1815–1832)
1.5.6 Besuch in Ilmenau (1831)
1.5.7 Tod in Weimar (1832)
2 Biographische Aspekte
2.1 Krankheiten
2.2 Goethe und die Frauen
2.3 Goethes Freunde
2.4 Goethes „Opfer“
2.5 Begegnung mit Heinrich Heine
2.6 Goethes Diener
2.7 Goethe und der Islam
3 Goethes Wirken über die Dichtkunst hinaus
3.1 Naturwissenschaftliche Arbeiten
3.1.1 Botanik
3.1.2 Zoologie
3.1.3 Optik/Farbenlehre
3.2 Goethes Wissenschaftsverständnis und Methodik
3.3 Übersetzungen
4 Nachkommen
5 Galerie
6 Rezeption
7 Siehe auch
8 Literatur
8.1 Werke Goethes
8.1.1 Einzelausgaben zu Lebzeiten (Erstausgaben)
8.1.2 Ausgaben
8.2 Sekundärliteratur
8.2.1 Übersichten/Bibliographien
8.2.2 Lexika
8.2.3 Weiteres
9 Filmographie
10 Quellen
11 Weblinks
11.1 Originaltexte
11.2 Weitere Links
Leben
Elterliches Wohnhaus im
Großen Hirschgraben
in Frankfurt
Der Vater Johann Caspar Goethe, Aquarellminiatur von
Georg Friedrich Schmoll
1775
Die Mutter Catharina Elisabeth Goethe, Porträt von
Georg Oswald May
1776
Die Schwester Cornelia Friderike Christiana, gezeichnet vom Bruder
Johann Wolfgang Goethe
um 1770
Herkunft und Jugend (1749–1765)
Goethes Familie lebte in Frankfurt, im
Haus
am
Großen Hirschgraben
, dem heutigen „
Goethe-Haus
“.
Johann Caspar Goethe
(1710–1782), Goethes Vater, widmete sich der Zusammenstellung eines
Naturalienkabinetts
sowie der Sammlung von Gemälden und brauchte neben diesen Tätigkeiten und der Erziehung seiner Kinder keinen Beruf auszuüben, da er sich den Titel eines Kaiserlichen Rates gekauft hatte und repräsentativen Aufgaben nachgehen konnte.
Goethes Mutter,
Catharina Elisabeth Goethe
, geb. Textor (1731–1808), stammte aus einer alteingesessenen
Patrizierfamilie
. Die Tochter des Frankfurter Schultheißen (hier: Vorsteher des Justizwesens) hatte mit 17 Jahren den damals 38-jährigen Rat Goethe geheiratet. Der Sohn schrieb später:
Vom Vater hab' ich die Statur,
des Lebens ernstes Führen.
Vom Mütterchen die Frohnatur
und Lust zu fabulieren.
[1]
Diese spätere Selbststilisierung ist allerdings irreführend, denn Goethe war keine Frohnatur und sein Verhältnis zu den Eltern nicht frei von Konflikten. Außer der am
7. Dezember
1750 geborenen Schwester
Cornelia Friderike Christiana
starben alle anderen Geschwister früh. 1758 erkrankte Goethe an den Blattern (
Pocken
).
Goethe wurde, gemeinsam mit seiner Schwester und zeitweise seiner Mutter, von seinem Vater und durch Privatlehrer in allen damals üblichen Fächern und mehreren Sprachen (Lateinisch, Griechisch, Französisch, Englisch und Hebräisch) unterrichtet. Auch erhielt er den seinen Kreisen gemäßen Unterricht im Tanzen, Reiten und Fechten. Er war eher ein Musterknabe als ein Raufbold, lernte leicht, wenn man seinem Spieltrieb freien Lauf ließ. Sein großes Vergnügen war immer Zeichnen, Musik dagegen war nicht seine Sache.
Eine wesentliche Rolle im streng lutherischen Haushalt der Goethes spielte die religiöse Erziehung der Kinder, wozu die tägliche Bibellektüre und der sonntägliche Gottesdienstbesuch gehörten. Für erste Glaubenszweifel sorgte die Nachricht des
Erdbebens von Lissabon
1755, wo sich Gott,
indem er die Gerechten mit den Ungerechten gleichem Verderben preisgab, keineswegs väterlich bewiesen hatte
.
[2]
Der Religionsunterricht, den Goethe zunächst bei dem Frankfurter
Senior
Johann Philipp Fresenius
, einem Freund der Familie, später auch bei seinem Onkel, dem Pfarrer
Johann Jakob Starck
erhielt, sagte ihm wenig zu, war doch
der kirchliche Protestantismus, den man uns überlieferte, eigentlich nur eine Art von trockner Moral: an einen geistreichen Vortrag ward nicht gedacht, und die Lehre konnte weder der Seele noch dem Herzen zusagen.
Einzig die Beschäftigung mit dem
Alten Testament
, vor allem den Geschichten um die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob, regt seine Phantasie an. Seine Haltung zur Kirche und den christlichen Dogmen blieb auch später distanziert bis ablehnend. So charakterisierte er beispielsweise die Kirchengeschichte als „Mischmasch von Irrtum und Gewalt“.
[3]
und besonders die christliche Lehre von der
Erbsünde
entfernte ihn schon früh von der lutherischen Orthodoxie seiner Zeit.
Bereits als Kind begeisterte er sich für die Literatur, die er in der umfangreichen Bibliothek seines Vaters fand, wobei er sein Augenmerk zunächst auf
Friedrich Gottlieb Klopstock
und
Homer
richtete. Auch eine Begeisterung für das Theater wurde in jungen Jahren geweckt: im väterlichen Haus wurde alljährlich ein Puppentheater eingerichtet, das ihn faszinierte. Später schrieb er, er wünschte sich, „zugleich unter den Bezauberten und Zauberern“ zu sein.
[4]
Während der Besetzung Frankfurts durch französische Truppen 1759 besuchte er häufig das französische Theater im Junghof. 1763 erlebte er ein Konzert des damals 7 Jahre alten
Mozart
. Mit 14 Jahren bewarb er sich um die Mitgliedschaft in der tugendhaften
Arkadischen Gesellschaft zu Phylandria
, wurde jedoch wegen „Ausschweifung“ abgewiesen. 1764 wurde er auch Zeuge der Feierlichkeiten anlässlich der Krönung
Josephs II.
zum Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
, was er in
Dichtung und Wahrheit
ausführlich beschreibt.
Am 30. September 1765 verließ er Frankfurt, um in
Leipzig
das Studium der Rechte aufzunehmen.
Goethe-Denkmal in Leipzig
Anna Katharina Schönkopf,
Goethes
„erstes Mädgen“
Studium und Geniezeit (1765–1775)
Leipzig (1765–1768)
Von 1765 bis 1768 studierte Goethe in
Leipzig
Jura; dieses Studium repräsentierte das Gegenteil seiner bisherigen Ausbildung und stieß ihn ab. Er hörte dort lieber die Poetikvorlesung von
Christian Fürchtegott Gellert
und nahm an dessen Stilübungen im sanften Stil der Zeit teil. Auch nahm er Zeichenunterricht bei
Adam Friedrich Oeser
, dem Direktor der Leipziger Akademie. Dort lernte er antike Plastik in Gipsabgüssen und zierlichen
Gemmen
kennen und wurde von
Winckelmanns
Ideen beeinflusst. Anfangs aufgrund seiner Herkunft belächelt, entwickelte er sich in wenigen Wochen zum
Stutzer
. Er verliebte sich in
Käthchen Schönkopf
und besang diese Liebe in für das
Rokoko
traditionellen Versen. 1770, als Goethe 21 Jahre alt war, erschien eine erste, anonyme Sammlung von musikalisierten Liedern im Druck (Gedichtzyklus
Annette
).
Bei einem Kupferstecher im Hause des Verlegers
Breitkopf
lernte er
Stechen
,
Holzschnitt
und
Radieren
. Seine eher kritiklose Verehrung vieler zeitgenössischer Poeten wich nun einer bewussten Hinwendung zu
Lessing
und
Wieland
. Bereits in dieser Zeit schrieb er sehr viel, eine Oper, ein biblisches Drama über
Belsazar
; fast alles hat er später vernichtet. Erhalten blieb hingegen die Komödie „
Die Mitschuldigen
“.
Auerbachs Keller
und die dort beheimatete Sage von
Fausts
Fassritt 1525 beeindruckten ihn so sehr, dass er später Auerbachs Keller als einzigen konkret existierenden Ort in sein Drama
Faust I
aufnahm. Ein
Blutsturz
zwang ihn, abzubrechen und Ende August 1768 „gleichsam als ein Schiffbrüchiger“ („Dichtung und Wahrheit“) nach Frankfurt zurückzukehren.
Frankfurt/Straßburg (1768–1770)
Johann Gottfried von Herder
Friederike Brion
in Elsässer Tracht
Es folgte eine eineinhalbjährige, von manchen Rückfällen unterbrochene Genesungszeit, deren Dauer zu einer tiefgehenden Verstimmung mit dem Vater führte. Während der
Rekonvaleszenz
wurde er fürsorglich von der Mutter und seiner Schwester gepflegt. Während er sich noch auf dem Krankenlager langweilte, schrieb er eine freche Kriminalkomödie. Eine Freundin der Mutter,
Susanne von Klettenberg
, brachte ihn mit
pietistischen
Vorstellungen der
Herrnhuter
in Berührung. So beschäftigte er sich einige Monate lang eingehend mit
Mystik
,
Alchemie
und Seelenerforschung.
Im April 1770 verlor der Vater die Geduld, Goethe verließ Frankfurt, um in
Straßburg
sein Studium zu beenden.
Wieder aber kümmerte er sich wenig um die trockenen Repetitorien. Im
Elsass
blühte er auf; kaum eine andere Landschaft hat er später ähnlich liebevoll beschrieben wie jene Rheingegend. In der Tischgesellschaft seiner Pension lernte er mit dem armen
Johann Heinrich Jung
-Stilling eine Lebensgeschichte aus dem Volk kennen. Weitere Bekanntschaften waren Lerse und
Lenz
. Entscheidende Anregungen aber gab
Herder
, der sich wegen einer Augenoperation in Straßburg aufhielt und den der junge Mann ansprach. Herder war die erste überlegene Persönlichkeit, die Goethe kennenlernte. Seine Führung war unbarmherzig, er putzte die zierlichen Gemmen und die geliebte römische Dichtung als flache Kopien herunter und öffnete dem Jüngeren die Augen für die dramatische Gewalt
Shakespeares
. Er machte ihn mit den damals eben veröffentlichten Gesängen
Ossians
vertraut und erschloss ihm die Poesie der Völker. Nicht Stammbäume und Schlachten seien wichtig, sondern das Werden und Wesen der Völker, sichtbar in ihrer unverbildeten Dichtung: dem Alten Testament,
Homer
,
Mythen
und Sagen. Dieser ganzheitliche Ansatz kam Goethes Art zu denken nun sehr nahe und beeindruckte ihn zutiefst.
In Straßburg erlebte er zum ersten Mal altdeutsche Baukunst. Der Eindruck der gewaltigen Massen, die sich – „einfach und groß“ – gen Himmel türmen, führt wenig später zu der begeisterten Schrift „
Von deutscher Baukunst D. M. Erwini a Steinbach
“.
Auf einem der vielen Ausflüge kam er in dem Dorf
Sesenheim
in ein gastfreundliches Pfarrhaus und verliebte sich in eine der Pfarrerstöchter,
Friederike Brion
. Nach einem Jahr jedoch machte er Schluss (Lenz schrieb in diesem Zusammenhang von einem Menschen „welcher kam und ihr als Kind das Herze nahm“). Aus der Straßburger Zeit stammen Gedichte, darunter z. B. „Willkommen und Abschied“, „Sesenheimer Lieder“ und „Heideröslein“.
Die vom Vater ersehnte juristische
Dissertation
gestaltete er mit seinen eigenwilligen Ideen so, dass sie nicht einmal zur amtlichen Zensur angenommen wurde. Die Arbeit mit dem Titel
De legislatoribus
ist nicht erhalten. Der Theologieprofessor
Elias Stöber
bezeichnete Goethe als
überwitzigen Halbgelehrten und ... wahnsinnigen Religionsverächter
.
[5]
Dennoch konnte Goethe durch eine
Disputation
am 6. August 1771 in Straßburg das
Lizentiat
erhalten. Grundlage waren 56 Thesen in lateinischer Sprache unter dem Titel
Positiones Juris
. In der vorletzten dieser Thesen spricht er die Streitfrage an, ob eine
Kindsmörderin
der
Todesstrafe
zu unterwerfen sei. Das Thema greift er später in der
Gretchentragödie
in künstlerischer Form wieder auf.
Seine Ausbildung war damit abgeschlossen; man bot ihm eine Karriere im französischen Staatsdienst an. Die aber lehnte er ab. Er wollte sich nicht binden, sondern ein „Original-Genie“ sein.
Frankfurt und Darmstadt (1771)
Ende August 1771 wurde Goethe in Frankfurt als
Lizenziat
zugelassen. Er wollte wohl im Sinne fortschrittlicher, humaner Rechtsprechung und eines humanen Vollzugs tätig werden. Bereits bei seinen ersten Prozessen ging er zu forsch vor, erhielt eine Rüge und verlor die Lust. Damit war nach wenigen Monaten seine Laufbahn beendet, auch wenn die
Kanzlei
noch einige Jahre existierte. Damals stand er in Verbindung mit dem
Darmstädter
Hof, wo man der Mode der
Empfindsamkeit
huldigte; aus diesem „
Darmstädter Kreis
“ sind
Johann Georg Schlosser
(sein späterer Schwager) und
Johann Heinrich Merck
hervorzuheben. Oft ritt oder wanderte er – auch im Schneesturm – von Frankfurt nach Darmstadt; sein Drang in die Natur war eine Trotzreaktion:
Sturm und Drang
.
Auch literarische Pläne verfolgte er wieder; dieses Mal hatte der Vater nichts dagegen, half sogar. Einem alten Buch entnahm Goethe die Lebensbeschreibung eines adeligen
Wegelagerers
aus der Zeit der
Bauernkriege
. Die Geschichte – kräftig umgewandelt – fügte er in wenigen Wochen zu einem bunten Bilderbogen (er selbst nannte sie in einem Brief „
ein Skizzo
“). Wie bereits in der Kindheit schuf er sich seine eigene Bühne, traf jedoch damit in das Herz seiner Zeitgenossen; das Stück wurde abgeschrieben, an Freunde gegeben. Die waren begeistert von der Geschichte des „
Gottfried von Berlichingen mit der Eisernen Hand
“. Wie mit der Würdigung altdeutscher Baukunst traf er auch hiermit einen Nerv seiner Zeit. Als Herder das Stück (das noch gar nicht für die Bühne gedacht war) kritisierte, wurde er von seinem Zögling abserviert. Merck trat als kritischer Förderer an seine Stelle.
Wetzlar (1772) – Frankfurt (1775)
Praktikant in Wetzlar
Von unbezahlter Mitarbeit an einer literarischen Zeitschrift (herausgegeben von Schlosser und Merck) konnte er nicht existieren. Im Mai 1772 ging Goethe zur Vervollständigung der juristischen Ausbildung als Praktikant an das
Reichskammergericht
in
Wetzlar
. Das altehrwürdige, aber völlig verwahrloste Institut (einzelne Verfahren waren bereits seit über drei Generationen anhängig) wurde damals einer von Kaiser Joseph II. angeregten „Visitation“ (kritische Beurteilung) unterworfen. Gebildete junge Juristen, mit denen er sich im Gasthof „Zum Kronprinzen“ traf, waren dort tätig, darunter ein Hofrat
Johann Christian Kestner
. Dieser beschrieb ihn mit folgenden Worten: „
...kam hier ein gewisser Goethe aus Frankfurt an, seiner Hantierung nach Dr. juris, 23 Jahre alt, einziger Sohn eines sehr reichen Vaters, um sich hier – dies war seines Vaters Absicht – in praxi umzusehen, die seinige aber war, den Homer,
Pindar
und andere zu studieren und was sein Genie, seine Denkungsart und sein Herz ihm weiter für Beschäftigungen eingeben würden... Er hat sehr viele Talente, ist ... ein Mensch von Charakter, besitzt eine außerordentlich lebhafte Einbildungskraft… Von Vorurteilen frei, handelt er, wie es ihm einfällt, ohne sich darum zu bekümmern, ob es andern gefällt... Aller Zwang ist ihm verhasst... Er ist bizarr und hat in seinem Betragen… verschiedenes, das ihn unangenehm machen könnte. Aber bei Kindern, bei Frauenzimmern und vielen anderen ist er doch wohl angeschrieben...
“. Es war dies die letzte neutrale Charakterisierung, bevor Goethe zum Objekt der Verehrung wurde.
Charlotte Buff, die Goethe als Vorlage für die Figur der
Lotte
in seinem
Werther
-Roman diente
Erste Begegnung mit Charlotte Buff (1772)
In dem Haus von Kestners Verlobten
Charlotte Buff
, genannt „Lotte“, erlebte Goethe, wie schon in Sesenheim, häusliches Familienleben. Nachdem er sich in Charlotte Buff verliebt hatte – die beiden waren sofort unzertrennlich – führte er ein ernstes Gespräch mit Kestner. Bereits am folgenden Morgen war Goethe nach Frankfurt geflüchtet. Dort ließ er sich nun dauerhaft nieder, war allerdings ständig unterwegs. Berühmt wurden sein Besuch in Koblenz bei
Sophie von La Roche
, der Gattin eines Ministers des Erzbischofs von Trier, und seine Bekanntschaft mit deren Tochter
Maximiliane
(der späteren Frau Brentano, Mutter von Clemens und
Bettina Brentano
), der er, wie Charlotte in Wetzlar, zärtlich zugeneigt war, die ihn aber ebenfalls nicht erhörte.
Merck drängte („Bei Zeit auf die Zäun, so trocknen die Windeln“), den
Götz von Berlichingen
in eine Bühnenfassung umzuarbeiten und zu veröffentlichen. Sie brachten ihn schließlich im
Selbstverlag
heraus. Er wurde ein Sensationserfolg (mit der Folge von
Raubdrucken
und einer Flut von Ritterromanen und -schauspielen) und machte Goethe mit einem Schlag berühmt. Allerdings zahlte er dann auch jahrelang Schulden ab.
Werther-Roman
In dem Briefwechsel mit Kestner erfuhr er von dem
Suizid
des Gesandtschaftssekretärs
Karl Wilhelm Jerusalem
. Dies war für Goethe der Auslöser, seinen Roman
Die Leiden des jungen Werthers
zu schreiben. Darin verband er die eigenen Erlebnisse mit seiner Angebeteten Charlotte Buff mit dem Schicksal Jerusalems. In wenigen Wochen schrieb er sich von der Seele, was ihn bedrückt hatte, befreite er sich „
von seiner Trunkenheit, seinem Rausch
”, wie sein Kammerdiener und langjähriger Sekretär
Philipp Seidel (1775-1788)
sich erinnerte. Auch dieser Roman wurde ein großer Erfolg. Die Folge war eine europaweite Werther-Hysterie, sogar Selbstmorde nach dem Vorbild Jerusalems wurden gemeldet. Der Götz und der Werther – so verschieden sie auch sind – markierten den Beginn einer neuen deutschen Literatur. Der ruppige Stil des Götz wurde Mode bei den Dichtern des
Sturm und Drang
. Goethe aber galt von nun an als
Genie
, seine beiden ersten bedeutenderen Werke hatten ihm zu Weltruhm verholfen.
Fragmente und Abgeschlossenes
Das Elternhaus wurde zu einer Herberge für alle möglichen Interessenten, Schmeichler, jedoch auch ernstzunehmende Freunde, darunter
Klopstock
. Eine Fülle weiterer Arbeiten entstand: Fastnachtspossen im Stil von
Hans Sachs
, die Farce „
Götter, Helden und Wieland
“, das „
Jahrmarktsfest zu Plundersweilern
“, er machte sich über das Treibhaus der Sentimentalität, die Darmstädter Naturschwärmer lustig. Daneben finden sich Pläne zu Dramen über bedeutende Gestalten der Geschichte: Mohammed („Mahomet“), Sokrates, Cäsar, Prometheus, Christus, den ewigen Juden
Ahasver
… All diese genialen Fetzen blieben
Fragmente
. Einen damals aufgegriffenen Stoff allerdings behandelte er später weiter: den „
Faust
“. Vollendet wurde das Drama „
Clavigo
“, in dem er mit Gefühl den Konflikt von Begabung und Charakter behandelte (die Anregung zu diesem Stoff stammte von
Beaumarchais
). Die Zeit schwankte unentschlossen zwischen Sentimentalität und
Sturm und Drang
, Klassizismus und beginnender Romantik. In ähnlicher Weise schwankt der Hauptdarsteller 1775 in Goethes Bühnenstück „
Stella, ein Schauspiel für Liebende
“ unentschieden zwischen zwei Frauen; die Handlung mündet in eine
Doppelehe
.
Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach; Goethes Freund und Landesherr war acht Jahre jünger als Goethe
Lili Schönemann
Erste Begegnungen mit Carl August und Elisabeth Schönemann (1774)
1774 unternahm Goethe mit seinen Freunden
Basedow
und
Lavater
eine Lahnreise nach Ehrenbreitstein. Im Dezember 1774 vermittelte ein Major von Knebel die Bekanntschaft mit dem Erbprinzen
Carl-August von Sachsen-Weimar
, dem späteren Großherzog, der auf dem Weg zu seiner
Kavaliersreise
nach Paris war. Im selben Winter lernte er Elisabeth
Schönemann
(Lili), Tochter aus einem Frankfurter Bankiershaus, kennen. Sie wird geschildert als reizende, lebenslustige Blondine, gleichzeitig aber selbstbewusst, fein und ernsthaft. Diese junge Frau bestrickte ihn; es wurde eine verzehrende Leidenschaft. Lili war keine ungefährliche „Äbtissin“ wie seine ferne Brieffreundin
Auguste von Stolberg
oder bereits gebunden wie Lotte in Wetzlar. In seinen späten biographischen Notizen findet sich zwar nur die Wortreihe „
Abenteuer mit Lili – Einleitung – Verführung – Offenbach
”, in seinem Gedicht „
Lilis Park
“ erfährt man aber relativ unverschlüsselt, was dies zu bedeuten hatte. Es kam, trotz der familiären Hindernisse, zur förmlichen Verlobung, die jedoch nur ein halbes Jahr Bestand hatte.
Erste Schweizreise (1775)
Bevor es ernst wurde, flüchtete er wieder einmal: zusammen mit den Brüdern
Christian zu Stolberg-Stolberg
und
Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg
sowie
Christian Graf von Haugwitz
unternahm er – in Werther-Uniform – eine Reise in die Schweiz (Mai bis Juli 1775), das Land der unverfälschten Sitten, der ehrlichen Landleute. Lavaters patriarchalischer Haushalt in Zürich entsprach durchaus dieser Vorstellung. Dort besuchte er auch den alten
Johann Jakob Bodmer
, von dem er nicht wusste, dass der vor Jahrzehnten versucht hatte, das
Nibelungenlied
herauszugeben. Mit dem jungen Passavant reiste er weiter bis an den Gotthard-Pass. Das ersehnte Italien lag vor ihm – er aber kehrte um. Lili dagegen vergaß er zeitlebens nie und verewigte sie gleich in zweien seiner Werke: als Hauptfigur in
Stella
und als
Dorothea
.
Einladung nach Weimar (1775)
Wieder in Frankfurt wurde Goethe von Carl-August (nunmehr Herzog von Sachsen-Weimar) aufgesucht, der in ihm einen geeigneten Berater für seine Regierungstätigkeit sah. Er lud ihn ein, als sein „Favorit“ nach Weimar zu kommen. Der reichsstädtisch gesinnte Vater war dagegen und riet zu einer Reise nach Italien. Goethe war bereits auf dem Weg dorthin; in Heidelberg holte ihn die weimarische Kutsche ein, und Goethe gab seinem Leben eine völlig neue Wendung. Mit dieser Fahrt von Heidelberg nach Weimar brechen seine Lebenserinnerungen „
Dichtung und Wahrheit
“ ab.
Weimar (1775–1786)
Goethes Gartenhaus in Weimar
Goethes Wohnhaus in Weimar, das
Haus am Frauenplan
.
Heutiger Museumszugang links am Bildrand; die beiden Tore links und rechts des früheren Haupteinganges gestatteten Goethe eine Durchfahrt mit seiner Kutsche in den hinteren Wirtschaftstrakt zu Stallungen und Kutschenremise.
Anna Amalie von Sachsen-Weimar-Eisenach
Gemälde von J. E. Heinsius 1773
Minister in Weimar (1776–1786)
Amtsübernahme
Am 7. November 1775 traf er in Weimar (damals zusammen mit
Eisenach
,
Jena
,
Neustadt
und dem Amt
Ilmenau
als Herzogtum
Sachsen-Weimar-Eisenach
) ein, einem der vielen verarmten
Duodezfürstentümer
im Reich. Die ersten Monate waren angefüllt mit Festen, Lustbarkeiten, Tollheiten aller Art und einem Besuch bei dem nunmehr verheirateten Käthchen Schönkopf (Frau Kanne) in Leipzig; im Frühjahr 1776 begann er, an einzelnen Sitzungen des Conseils (informell) teilzunehmen. Im Juni wurde er zum Geheimen Legationsrat mit Sitz und Stimme in diesem Ministerrat ernannt, gegen den Widerstand des Hofs, der Minister und Beamten. Doch früh hatte Goethe Verbündete gefunden in Wieland und der Herzoginmutter
Anna Amalie von Sachsen-Weimar-Eisenach
; mit dem jungen Herzog war er ohnehin bald eng befreundet.
Er wohnte sechs Jahre in seinem
Gartenhaus
am
Park an der Ilm
, das der Herzog ihm faktisch zum Geschenk machte. Der vermietete ihm, auch zu Repräsentationszwecken, dann 1782 ein großzügiges
Haus am Frauenplan
. Vom Herbst 1789 bis Sommer 1792 durfte Goethe mit Christiane Vulpius das Haus nicht bewohnen. Erst vom Sommer 1792 an war die Familie wieder im Haus am Frauenplan, das der Herzog Goethe 1794 mündlich schenkte, aber erst 1807 übereignete. Hier lebte Goethe bis zu seinem Tod; hier entstanden gleichfalls zahlreiche Werke.
Regierungsarbeit
Carl August spannte ihn in die Regierungsarbeit ein; in den folgenden Jahren übernahm er verschiedene Ämter: Leitung der Kriegskommission, Direktor des Wegebaus, Leiter der Finanzverwaltung, zeitweise auch Kultusfragen. Faktisch war er Leiter des Kabinetts (Ministerpräsident).
Das Land lernte er auf vielen Wanderungen und Ausritten zu Pferde kennen. Dazwischen (1777) flüchtete er für zwei Monate in den Harz. Im Mai 1778 unternahm er eine Reise mit
Herzog Carl-August
über
Leipzig
und
Wörlitz
nach
Berlin
und
Potsdam
. Im Amt
Ilmenau
stöberte er einen alten Bergbau auf und träumte von Silberschätzen, mit denen man die Finanznot beheben könnte. Am 24. Februar 1784 erfolgte die feierliche Eröffnung des Bergbaues, bei der Goethe eine Rede hielt. Die Bergbaupläne versackten jedoch bald in alten Rechtsansprüchen und Wassereinbrüchen (der letzte Schacht wurde 1812 stillgelegt), hinterließen aber ihre Spuren im Werk (vgl.
Faust
, zweiter Teil).
Goethe 1779 (
Gemälde von G.O. May im Juli 1779
), das Jahr seiner zweiten Reise in die Schweiz.
Goethe war sieben Jahre jünger als Charlotte von Stein. Zeitweise übernahm er die Erziehung des Fritz von Stein, dem 3. Sohn der Frau von Stein.
Die
Geologie
wurde in Verbindung mit der
Mineralogie
zu seiner heimlichen Liebe. 1779 unternahm er eine zweite Schweiz-Reise, um in Bern eine Anleihe für das verschuldete Fürstentum aufzunehmen. Auf dem Weg dorthin besuchte er seine noch in Frankfurt lebende Mutter und im Elsass die Verflossenen
Lili
und
Friederike
. 1783 folgte die zweite Reise in den Harz, im darauf folgenden Jahr der dritte und letzte Harzaufenthalt. 1785 unternahm er eine erste Reise nach
Karlsbad
, der noch viele folgen sollten.
Charlotte von Stein , Zeichnung, Selbstportrait um 1780
Charlotte von Stein
Kurz nach seiner Ankunft hatte Goethe die Bekanntschaft der Hofdame
Charlotte von Stein
gemacht. Mit
Schillers
Worten:
„..eine wahrhaft eigene, interessante Person, von der ich begreife, dass Goethe sich so ganz an sie attachiert hat.. gesunder Verstand, Gefühl und Wahrheit liegen in ihrem Wesen. Man sagt, dass ihr Umgang ganz rein und untadelhaft sein soll.“
Herr von Stein war meist dienstlich unterwegs und störte nicht. Diese Frau brachte dem Geniekerl der
Sturm-und-Drang
-Zeit Manieren und gleichmäßiges Arbeiten bei; es wurde ein dramatischer Umbau seiner Persönlichkeit: vom uferlosen Ich zur disziplinierten Person. Bis dahin war Wühlen ohne Form seine Lust (und seine Stärke) gewesen; von nun an ging es ihm um Gestalt und Formung.
Ruine des Anatomieturms in Jena
Von 1750 bis 1858 befand sich hier das „Anatomische Theater“ (Anatomiehörsaal) der
Universität Jena
. Hier führte Goethe seine anatomischen Forschungen durch.
Nicht mehr die stürmische sprachgewaltige Darstellung von Leidenschaften, Landschaften und Wolkenflug, sondern das ruhige Nachdenken über große Zusammenhänge der Schöpfung wurden bestimmend für sein Werk. Als Goethe Charlotte von Stein zehn Jahre später – nahezu wortlos – verließ, war sie verbraucht und verbittert, was sich nach der Rückkehr aus Italien durch zunehmende Entfremdung zwischen den beiden zeigen sollte.
Schädel eines Schafes
Zwischenkieferbein farbig markiert
Naturkundliche Studien
In diesen Jahren begann er, sich intensiv mit
Biologie
zu beschäftigen, besonders mit
Anatomie
und dem Werden der Formen in Tier- und Pflanzenwelt. Der Anatomieprofessor
Justus Christian Loder
vermittelte ihm umfassende theoretische und praktische Fähigkeiten. Gemeinsam mit ihm entdeckte Goethe am 27. März 1784 bei zielgerichteten Forschungen in der
Jenaer
Anatomie den
Zwischenkieferknochen
am menschlichen Schädel. Nach herrschender Meinung sollte er nur bei Tieren vorkommen. Goethe, der eine „geheime“ Verwandtschaft zwischen Tier und Mensch „ahnend schaute“, sah genauer hin als alle anderen und hatte Erfolg. Noch in der selben Nacht schrieb er an Herder:
„Ich habe gefunden - weder Gold noch Silber, aber was mir unsägliche Freude macht - das Os intermaxillare am Menschen“
. Schon früh (Herbst 1776) hatte er dafür gesorgt, dass Herder als Generalsuperintendent nach Weimar berufen wurde. Dessen Gedanken über eine organische Entwicklung in der Naturgeschichte kamen seinen Vorstellungen sehr nahe. Die alte Freundschaft wurde wiederbelebt, diesmal allerdings in gleichrangiger Art und Weise; Merck und Lavater dagegen mussten weichen.
Corona Elisabeth Wilhelmine Schröter,Ölgemälde von
Georg Melchior Kraus
1785
Gesellschaftliches Leben
1780 wurde er als Lehrling in die Weimarer
Freimaurerloge
Anna Amalia zu den drei Rosen
aufgenommen (die jedoch bald schließen musste). Im April 1782 besorgte der Herzog ihm endlich vom Kaiser das Adelsdiplom, damit er bei offiziellen Gelegenheiten nicht länger im Abseits sitzen musste. 1783 folgte die Aufnahme in den
Illuminatenorden
unter dem Namen „
Abaris
“. Neben unzähligen Gelegenheitsarbeiten (Maskeraden, Aufzügen, Redouten, Singspielen und Gelegenheitsgedichten, meist für Aufführungen in den Lustschlössern des herzoglichen Hofs bestimmt) schrieb er im Wesentlichen nur „
Iphigenia auf Tauris
“, ein Theaterstück in
Prosa
und Gegenbild zu seinem Leben. Regierungsgeschäfte, die eigenartige Beziehung zu Charlotte, gleichzeitig eine halbe Affäre mit der attraktiven
Corona Schröter
– dieses Leben war weder edel noch still. Die Figuren in der Iphigenie dagegen (sogar der
Barbarenfürst
) sind menschlich und unaufgeregt. An die von Frankfurt mitgebrachten großen Anfänge (
„Egmont“
,
„Faust“
,
„Der ewige Jude“
) wagte er sich nicht. Doch begann er 1778 den
Bildungsroman
„Wilhelm Meister“
, ebenso ein leises Kammerspiel für fünf Personen: „
Torquato Tasso
“. Nach den Erfolgen in der Jugend konnte Goethe nun mit seinen Werken keine Furore mehr machen. Es gab zwar zwei unautorisierte „Gesamtausgaben“ (vulgo Raubdrucke), doch ansonsten hatten ihn Publikum und Verleger abgeschrieben.
Unzufriedenheit
1786 zeichnete sich immer deutlicher ab, dass er von seinen Lebensumständen enttäuscht war: die Beziehung zu Frau von Stein wurde unbehaglich, seine Regierungsarbeit besserte die Verhältnisse nicht und raubte ihm die Zeit und Kraft für eigene Schöpfungen. Als endlich dem Herzogspaar der langersehnte Thronfolger geboren ward, war seine Vermittlerrolle abgeschlossen, er ließ sich von den aktuellen Regierungsgeschäften beurlauben und räumte unter Bergen von Manuskripten und Briefen auf. Er bereitete einen neuen Lebensabschnitt vor; wieder eine „Häutung“ wie die eines Reptils, wie er es später mehrfach formulierte.
Johann Heinrich Wilhelm Tischbein; dieses Porträt wurde durch
Johann Heinrich Lips
gearbeitet.
Goethe in der römischen
Campagna
, eines der bekanntesten Werke des Malers Johann Heinrich Wilhelm Tischbein
Die Büste erinnert an Goethes Besuch 1786 in
Malcesine
am
Gardasee
in Italien
Johann Heinrich Meyer
beriet Goethe in allen Kunstangelegenheiten
Selbstporträt der Malerin Angelica Kauffmann, deren Haus in Rom Kulturschaffende aus Deutschland anzog
Leben in Italien (1786–1788)
Anfang September 1786 stahl sich Goethe ohne Abschied und ohne Wissen von Frau von Stein nach Italien davon. In Weimar war (außer dem Herzog) nur seinem Diener und Sekretär Philipp Seidel das Reiseziel bekannt, auf schnellstem Weg über
Regensburg
,
München
,
Mittenwald
,
Innsbruck
und den
Brenner
, den
Gardasee
und
Verona
nach
Venedig
zu gelangen.
Eigentliches Ziel aber war
Rom
. Dort existierte eine Künstlerkolonie, in der er sich einrichtete. Einer der Maler –
Heinrich Tischbein
– verhalf ihm bei einem Lohnkutscher zu einem einfachen Quartier, das den Beginn einer vom Weimarer Leben abgekoppelten Lebensweise markierte. Später bezeichnete man die folgenden zwei Jahre sehr einfach als die
Italienische Reise
, für Goethe hingegen war dieses neue Leben in Italien ein Aufblühen und Verwirklichen tiefster menschlicher und kultureller Sehnsüchte – ungebunden, frei und finanziell beweglich, da ihm sein Gehalt in dieser Zeit weiter zugestellt wurde. Hier fühlte er sich zu Hause, er lebte, liebte, zeichnete, modellierte und malte. Geschrieben hat er wenig in dieser Phase (die „Iphigenie“ wurde in Versform gebracht und fiel durch, als er sie seinen Freunden vorlas).
Johann Heinrich Meyer
, ein Schweizer Maler, der sich in Kunstgeschichte auskannte, wurde sein Vertrauter und Berater – bis an beider Lebensende.
Er ließ sich als Künstler von der Monumentalität der antiken Bauten inspirieren (Pantheon, Kolosseum, Kaiserthermen u. a.) und studierte antike Skulpturen (Apoll vom Belvedere, Herkules Farnese, Juno Ludovisi u. a.). Darüber hinaus beschäftigte er sich intensiv mit der italienischen Renaissance-Malerei und bewunderte neben
Michelangelo
vor allem
Raffael
als den Gipfel der abendländischen Kunst und wahren Erneuerer der Antike. Nach einem halben Jahr reiste er nach
Neapel
, wo er die Bekanntschaft von
Sir William Hamilton
(der altgriechische Vasen sammelte) und dessen Kreis machte, und fuhr weiter nach
Sizilien
. In
Paestum
sah er einen altgriechischen Tempel und war betroffen von dessen Wucht; in
Palermo
fasste er erstmals die Idee der „
Urpflanze
“ als das allen Pflanzenarten gemeinsame Bildungsgesetz.
[6]
Mitte 1787 kehrte er nach Rom zurück. Nun nahm er die Arbeit am „Torquato Tasso“ wieder auf und vollendete den „
Egmont
“. In dieser Zeit verkehrte er häufig im Haus der Malerin
Angelika Kauffmann
. Im selben Jahr (1787) entstand auch das berühmte Gemälde Tischbeins, das Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt.
Nach zwei Jahren bereitete er seine Rückkehr nach Weimar vor. Die Freundschaft Carl Augusts ebnete auch hier den Weg; in Weimar wollte er nur noch ein Gast sein; „…was ich sonst bin, werden Sie beurteilen und nutzen” schrieb er seinem Herzog. In seinen Briefen und Tagebucheintragungen, auch in seinem Reisebericht findet sich kaum ein Wort über die Liebe in Rom. Wir haben keine zuverlässige Nachricht von seiner wahren Geliebten, die er in Gedichten „Faustina“ nannte. Es ist heute nicht zu klären, ob es eine Mailänderin oder eine Kutschers- oder Gastwirtstochter aus Rom war. Sicher ist nur, dass er in Italien sinnlicher wurde – auch in den Gedichten, die er nach Hause sandte. Nachdem er noch einmal den römischen Karneval mitgefeiert und die Feierlichkeiten der Osterwoche in sich aufgenommen hatte, machte er sich Ende April 1788 auf den Heimweg.
August von Goethe, der einzige überlebende Sohn, der das Erwachsenenalter erreichte
Christiane und August von Goethe; Aquarell von Johann Heinrich Meyer (1793)
Weimar (1788–1832)
Christiane Vulpius
Der Heimgekehrte aber konnte sich nicht recht heimisch fühlen in dem engen Weimar; die Zustände wollten nicht zu seinen italienischen Erinnerungen passen („
Aus Italien dem formreichen, war ich in das gestaltlose Deutschland zurückgewiesen, ... die Freunde, statt mich zu trösten, ... brachten mich zur Verzweiflung
“ 1817). In dieser Zeit fand er den Menschen, den er brauchte:
Christiane Vulpius
, 23 Jahre alt. Sie stammte aus einer verarmten Akademikerfamilie, hatte selbst aber nur eine geringe Schulbildung. Er bestellte sie in sein Gartenhaus, bald war sie seine Geliebte – vielleicht weil sie der römischen Geliebten ähnlich war. In dieser Zeit schrieb er die „
Römischen Elegien
“, seine leichtesten und fröhlichsten Verse. Das Verhältnis führte schon im Juli 1788 zu einer „Gewissensehe“ (bald kam die halbe Familie in seinen Haushalt). Im Dezember 1789 wurde ihnen der Sohn
August
geboren, das einzige überlebende von fünf Kindern.
Umbruch
Römisches Haus
in Weimar, in dessen Lage und Gestaltung viele Eindrücke Goethes aus Italien eingeflossen sind
Der Bruch mit Frau von Stein, der folgte, war endgültig; die kleinstädtische Weimarer Gesellschaft – schockiert durch die Sinnlichkeit der Römischen Elegien – missbilligte dies alles (Verständnis fand er allerdings bei dem sonst so strengen Herder). Goethe, der auch unter gesundheitlichen Problemen litt, zog sich mehr und mehr zurück. Nicht nur körperlich wurde er steif, auch seelisch. Auf sehr konkrete Weise schlugen sich allerdings Goethes Eindrücke aus Italien noch einmal im Bau des
Römischen Hauses
am hochgelegenen Westrand des Parkes an der Ilm nieder, mit dessen künstlerischer Oberleitung Goethe durch Herzog Carl August während dessen Abwesenheit betraut wurde.
Die Anzeichen für eine Umwälzung hatten sich gemehrt; nicht nur in Nordamerika, auch in einer beschaulichen Stadt in der Schweiz (Sicherheitsausschuss 1782 in
Genf
) und anderswo hatten Bürger gegen die Obrigkeit rebelliert. Revolutionen aber hasste Goethe – in der Weltgeschichte ebenso wie in der Geologie. Als hätte er geahnt, dass Revolutionen ins Haus standen, nutzte er die Gelegenheit, sich wie in einer
Bastille
zu verbarrikadieren. Es kam hinzu, dass das Publikum sich nicht damit abfinden wollte, dass aus dem Dichter des Götz und des Werther der der Iphigenie und des Tasso geworden war. Daran konnten auch die Lustspiele „
Der Groß-Cophta
“, „
Der Bürgergeneral
“ und der neu bearbeitete „
Reineke Fuchs
“, eine bittere Satire, an deren Ende der gewissenlose Intrigant triumphiert, nichts ändern. Goethe „fand sich zwischen
Wilhelm Heinses
Ardinghello und Schillers Räuber eingeklemmt“. Eine erste von ihm autorisierte Gesamtausgabe („
Goethes Schriften
“ bei
Göschen
) blieb liegen, die Reste wurden verschleudert. Eine zweite Reise nach Italien im Jahr 1790 – dieses Mal jedoch nur bis
Venedig
– endete mit einer Enttäuschung. Das dichterische Resultat waren die „
Venezianischen Epigramme
“, das naturkundliche seine Überzeugung, dass sich der Schädel aus den Wirbeln entwickelt habe. Seine Forschungen mündeten in die „
Metamorphose der Pflanzen
“; mit diesem Aufsatz begründete er 1790 die
Vergleichende Morphologie
im Bereich der
Botanik
. Zunächst jedoch hatte das Publikum keinerlei Verständnis dafür. Goethe igelte sich ein, der Versuch einer „
Vergleichenden Knochenlehre
“ sollte erst 30 Jahre später folgen.
1791 übernahm er die Leitung des Hoftheaters, Christiane wurde seine Personalberaterin; sie konnte mit ihrer gefälligen Art vermitteln und die Schauspieler betreuen. Ihre Gesellschaftsdame Caroline Ulrich, die ab 1806 bis 1814 tätig war, übernahm möglicherweise zeitweilig die Rolle einer Nebengeliebten – wie Goethe es am Schluss der „
Stella
“ geschildert hat. 1792 nahm er als Begleiter seines militärbegeisterten Herzogs teil an der
Kampagne in Frankreich
und erlebte den totalen Misserfolg der konservativen Koalition und der Emigranten. 1793 war er dabei, als in
Mainz
die erste Republik auf deutschem Boden belagert wurde, und schrieb scheinbar unberührt an seiner „
Farbenlehre
“. Ein Tag in
Valmy
und einer im zerstörten Mainz waren ihm Symbole für die Wirren der Weltgeschichte. Im Oktober 1793 zog er nach
Jena
in eine kleine Junggesellenwohnung, denn bei der Universität sollte ein
botanischer Garten
eingerichtet werden. Während er sich um die
Universität in Jena
kümmerte, ließ er seine Partnerin und das Söhnchen manchmal monatelang allein (die alljährlichen Badereisen nach Karlsbad kamen noch hinzu).
Wilhelm von Humboldt,
der anlässlich eines Besuches 1789 in Weimar erstmalig Goethe und Schiller begegnete.
Schillerbüste
von
Theodor Wagner
(nach
Johann Heinrich Dannecker
)
Goethe-(li.) und Schiller-(re.)Denkmal vor dem
Deutschen Nationaltheater
in Weimar, dessen
Intendant
Goethe eine zeitlang war
v.l.n.r.: Schiller, Wilhelm und Alexander von Humboldt und Goethe in
Jena
Weimar/Jena (1794 ff.)
Freundschaftliche Verbindung mit Friedrich Schiller
Im Juli 1787 (also während Goethes Aufenthalt in Italien) war
Friedrich Schiller
nach Weimar gekommen, zwei Jahre später erhielt er – infolge einer Empfehlung Goethes – eine außerordentliche Professur an der Universität Jena. Dennoch blieb das Verhältnis distanziert. Am 13. Juni 1794 lud Schiller Goethe zur Mitarbeit an seiner neuen Zeitschrift, den „Horen“, ein. Goethe nahm die Einladung an, und zwischen den beiden entwickelte sich schnell eine Arbeitsbeziehung und Freundschaft, die bis zum Tod Schillers (1805) währte und von welcher der 1828/29 veröffentlichte Briefwechsel eindrucksvoll zeugt. Dagegen entfremdete sich Goethe zunehmend von seinen früheren Weggefährten Herder und
Wieland
. Während das Heilige Römische Reich Deutscher Nation infolge der napoleonischen Feldzüge zerfiel (Fürstenkongress zu
Rastatt
1797), widmeten sich Goethe und Schiller einem kulturreformatorischen Projekt, dessen emanzipativen und zugleich gegenrevolutionären Anspruch Schiller in seinen Briefen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ 1795 formulierte. Er schrieb zwischen 1796 und 1805 seine bedeutendsten Dramen. Goethe vollendete 1794-96
Wilhelm Meisters Lehrjahre
, die als Musterbeispiel der Gattung des Bildungsromans gelten. Daneben schrieb er kleinere Werke wie die „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, in deren Rahmen auch das scherzhaft-verrätselte
Das Märchen
erschien (1794/95). 1796 produzierte er gemeinsam mit Schiller die
Xenien
, eine raffinierte Publikums- und Kollegenbeschimpfung in kurzen Versen, die großes Aufsehen erregten und überwiegend auf Ablehnung stießen. Auch die gemeinsam betreuten
Horen
scheiterten an Manuskript- und Lesermangel. Schillers Beziehungen mit
Johann Gottlieb Fichte
und den Brüdern Schlegel zerbrachen. Intensiven Umgang pflegten Goethe und Schiller aber weiterhin mit
Wilhelm von Humboldt
,
Christian Gottfried Körner
und
Johann Heinrich Meyer
. 1799 siedelte Schiller nach Weimar über. Dennoch blieb die im Nachhinein mit dem pompösen Namen
Weimarer Klassik
ausgestattete literarische und intellektuelle Strömung eine kleine, durchaus nicht herrschende Minderheit innerhalb des kulturellen Zentrums, welches das kleine Herzogtum Sachsen-Weimar beherbergte. Die publizistische Goethe-Verehrung der Jenaer
Frühromantiker
vermochte den künstlerisch-philosophischen Abstand nicht zu verringern.
Mit seiner bürgerlichen Idylle
Hermann und Dorothea
errang Goethe 1797 erstmals seit dem „Werther“ wieder einen größeren Erfolg beim Publikum. Im freundschaftlichen Wettstreit mit Schiller entstanden einige seiner schönsten Balladen. Von Schiller nachdrücklich ermuntert und angetrieben, wagte sich Goethe auch wieder an den lange liegengebliebenen „Faust“, vollendete den ersten Teil sowie einige Abschnitte des zweiten Teils. Um die Jahrhundertwende begann jedoch Goethes literarische Tätigkeit zu stagnieren. Er befasste sich geraume Zeit mit der Übersetzung der Autobiographie von
Benvenuto Cellini
und dramatisierte eine adlige Autobiographie („
Die natürliche Tochter
“), von der jedoch nur der erste Teil fertig wurde. Das geplante Epos „
Achilleis
“ gedieh nicht über den ersten Gesang hinaus.
Physik und Farbenlehre
Kants
Erkenntnistheorie
faszinierte ihn in dieser Zeit. Dessen These, wir könnten die Gegenstände der Philosophie nicht objektiv erkennen, sondern lediglich über unsere Wahrnehmung nachdenken, kam seiner Weltanschauung entgegen („
Nun aber schien zum erstenmal eine Theorie mich anzulächlen
“). Er widmete sich in einer Vielzahl von physikalischen Versuchen, die er selbst unternahm, den Phänomenen der
Farben des Lichtes
, den optischen Farben bzw.
Spektralfarben
. Im Sinne der Kant'schen Erkenntnistheorie ist Goethes „
Farbenlehre
“ keine naturwissenschaftliche Arbeit, sondern eine Lehre von der Wahrnehmung; er selbst sah sie auch eher als eine poetische Darstellung und nicht als begriffliche Erörterung an – nicht Physik, sondern
Metaphysik
. In Goethes Augen sperrt sich der stete Wandel der Dinge gegen jede Festlegung in starren Begriffen (insofern war er kein Kantianer). Zergliedern und analysieren verabscheute er; er machte sich auf, als ein „Ritter“ die „Farbenprinzessin“ zu befreien aus den Experimentierkammern der Wissenschaftler im Gefolge
Isaac Newtons
. Daran konnte auch die von
Georg Christoph Lichtenberg
angebotene Hilfe nichts ändern. Bereits in Leipzig hatte er über eine farbig spielende Libelle geschrieben:
Da hab ich sie, da hab ich sie!
Und nun betracht ich sie genau
Und seh’ – ein traurig dunkles Blau.
So geht es Dir, Zergliedrer Deiner Freuden!
Er schloss die Farbenlehre erst 1808 ab, beschäftigte sich aber noch wenige Wochen vor seinem Tod mit Teilproblemen. Den Tod Schillers im Jahr 1805 empfand er als großen Verlust. Gleichzeitig setzten ihm verschiedene Krankheiten (Gesichtsrose, Nierenkoliken) ernstlich zu.
Weimar – Kriegszeit
Trauung mit Christiane Vulpius
Nicht nur der Verlust des Weggefährten, auch der sich nähernde Krieg bedeutete einen tiefen Eingriff in sein Leben. Im Geiste sah er sich mit seinem Herzog bettelnd und
asylsuchend
durch Deutschland ziehen (seine Neigung zu Pessimismus nannte er seine „schwarze Seite“). Es kam nicht so weit. Nach der Schlacht bei
Jena
plünderten napoleonische Soldaten auch Weimar (die Wohnung von Frau von Stein etwa wurde völlig ausgeraubt). Am 14. Oktober 1806 war es nur dem beherzten Eingreifen seiner Partnerin zu verdanken, dass im Haus am Frauenplan kein Schaden an Leben und Gut entstand. Kurze Zeit darauf legalisierte er endlich das Verhältnis mit
Christiane Vulpius
(Trauzeugen waren der 17-jährige Sohn
August
und dessen Hauslehrer und Goethes späterer Sekretär F.W. Riemer).
Die Wahlverwandtschaften
Christiane Friederike Wilhelmine Herzlieb
Dies hinderte ihn nicht, bereits 1807 eine tiefe Neigung für
Minna Herzlieb
, die 18-jährige Pflegetochter des Buchhändlers
Carl Friedrich Ernst Frommann
in Jena, zu entwickeln. Als Nachklang der inneren Erlebnisse dieser Zeit wird der Roman „
Die Wahlverwandtschaften
“ angesehen, eine leise Tragödie, in der die Liebe als lebenszerstörende Naturmacht gesehen wird. Es war sein letzter Roman (1809). Charakteristisch für Goethe ist, wie er in diesem Werk Poesie und Naturerforschung verknüpfte: in der zeitgenössischen Chemie gebrauchte man den Begriff der „
Wahlverwandtschaft
“ der Elemente. Goethe verarbeitete hier – auf seine Weise – gleichzeitig seine frühen alchimistischen Erfahrungen und die rasend schnelle Entwicklung der modernen Chemieforschung. Er wäre gerne das allumfassende Universalgenie gewesen, musste aber vor der „
millionenfachen Hydra der Empirie
“ die Segel streichen. Die Fülle des Stoffes war nicht mehr zu erfassen.
Vorbereitung Gesamtausgabe und Abschluss
Faust I
(1806)
Immerhin bereitete er ab 1806 eine neue Gesamtausgabe seiner Werke (bei Cotta in Stuttgart) vor; hierfür schloss er auch endlich den ersten Teil des „
Faust
“ ab. In dieser Dichtung stellte er sich selbst dar, nicht nur in der Figur des Faust, der – ein Universalgenie – nach den Sternen greifen will und doch immer an die Erdenschwere gebannt bleibt; ebenso stellte er sich im
Mephisto
dar, der Goethes dämonisch-schwarze Seite zeigt (und der doch stellenweise recht sympathisch wirkt, witzig und frech wie der junge Goethe).
Goethe (Gemälde von Gerhard von Kügelgen 1808/1809)
Napoléon Bonaparte (1769-1821) „erklärte“ Goethe bei ihrer Begegnung in Erfurt den „Mahomet“
Begegnung mit Napoléon (1808)
Am Rande des
Erfurter Fürstenkongresses
1808 wurde Goethe von
Napoléon I.
empfangen, der ihm das Kreuz der
Ehrenlegion
verlieh und die Begegnung mit dem legendären Ausspruch kommentierte: „
Voilà un homme!
“ (sinngemäß
Das ist ein Mann!
). Er schlug Goethe vor, nach Paris zu kommen und dort große Heldenstücke zu schreiben. Ob der Dichter „von der dämonischen Größe Napoleons ergriffen und befangen“ war (wie ihm später vorgeworfen wurde), muss offen bleiben. Jedenfalls ging er weder nach Paris noch wurde er ein Freund der entstehenden patriotischen Bewegung.
Autobiographische Aufzeichnungen
Nachdem er die Krankheiten überstanden hatte, wurde er wieder schlank und beweglich. 1809 begann er mit einer Autobiographie; ein Jahr später erblickte, sehr aufwendig ausgestattet, die
Farbenlehre
das Licht der Öffentlichkeit (die hierfür jedoch keinen Dank wusste). Die Weggefährten den älteren Generation hatte er überlebt, der Musenhof der Anna Amalia existierte nur noch in der Erinnerung; Goethe brach auf zu neuen Ufern. Ständig nahm er Bildungsstoff von allen Seiten in sich auf, um ihn zu verarbeiten. Er forschte in den Literaturen des Auslands und aller Zeitalter. Gerade als die Völker sich gegen die französische Fremdherrschaft erhoben, „flüchtete“ er in den Nahen Orient: er begann das Studium des Arabischen und Persischen, las im Koran und Verse des persischen Dichters
Hafis
.
Bettina Brentano
tauchte in Weimar auf, ihre Aufdringlichkeit löste einen im wörtlichen Sinne handfesten Skandal aus. Immerhin halfen Bettinas Erinnerungen an seine Jugend, die sie von seiner Mutter mitgebracht hatte, beim Fortgang der Lebensbeschreibung „
Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit
“. Die wiederum fand später zahlreiche Nachträge, unter anderem in den „
Annalen
“ und in der „
Italienischen Reise von 1786 bis 1788
“.
Marianne von Willemer
Pastell von Johann Jacob de Lose, 1809, Original: Freies Deutsches Hochstift - Frankfurter Goethe-Museum
Carl Friedrich Zelter,
mit dem Goethe eine tiefe Freundschaft verband
Als Sekretär wurde ihm
Friedrich Riemer
(seit 1805 Erzieher seines Sohnes) bald unentbehrlich; mit
Karl Friedrich Zelter
, dessen Musik seinen Ohren angenehmer klang als das „Getöse“
Beethovens
, begann er einen lang anhaltenden und ausgedehnten Briefwechsel, da er sich von dieser Seite nicht nur in Fragen der Musik aufs freundschaftlichste verstanden fühlte.
West-östlicher Divan
1814 reiste Goethe in die Rhein- und Maingegenden. In Frankfurt lernte er im Hause des Bankiers von Willemer dessen Partnerin
Marianne Jung
kennen, die wenige Wochen später, noch während Goethes Anwesenheit und auf seinen Rat hin heiratete. Goethe war zwar 65 Jahre, fühlte sich jedoch keineswegs zu alt und verliebte sich in Marianne. Sie wurde zur Muse und Partnerin in der Dichtung. Goethe besuchte die Willemers im folgenden Jahr wieder – ein letztes Mal sah er die Heimat. Auf die späteren Einladungen der Willemers nach Christianes Tod 1816 antwortete Goethe nicht mehr. Aber noch vier Jahre lang sollten ihm die Verse von Nachtigall und Rose, Wein und Liebe zuströmen, bis er den „
West-östlichen Divan
“ abschloss. Erst als alte Dame enthüllte Marianne, dass ein großer Teil der Liebesgedichte in dieser Sammlung von ihr selbst stammte. Sie war die einzige Partnerin, die ihm an dichterischer Kraft gleichkam.
Johann Peter Eckermann, Zeichnung von Johann Schmeller
Ulrike von Levetzow, Pastell, 1821
Alter in Weimar (1815–1832)
1816 starb seine Frau Christiane nach langer Krankheit. 1817 wurde er endlich die Leitung des Hoftheaters los, die Schwiegertochter kümmerte sich fortan um sein Wohl. Das kleine Herzogtum war – entgegen seinen Befürchtungen – unbeschadet aus den Wirren der napoleonischen Kriege hervorgegangen, Carl August durfte sich sogar „Königliche Hoheit“ nennen. Während es in den Köpfen der Studenten in Jena und anderswo brannte, machte Goethe Ordnung in seinen Papieren. Nun begann er die „
Geschichte seines botanischen Studiums
“ „
Zeitschrift Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie
“ (bis 1824). (Hier findet sich auch die Darstellung der
Morphologie der Pflanzen
in Form einer
Elegie
, die er bereits um 1790 für seine Geliebte verfasst hatte.) In dieser Zeit stand er auch in Kontakt zu dem
Forstwissenschaftler
Heinrich Cotta
, den er bereits 1813 erstmals in
Tharandt
aufgesucht hatte.
Der alte Herr schloss zudem Freundschaft mit
Karl Friedrich Reinhard
,
Kaspar Maria von Sternberg
;
Johann Peter Eckermann
kam als Nachfolger Riemers nach Weimar. Zeitweise wurde er unlustig und mystisch und schrieb die „
Orphischen Urworte
“, die „
Italienische Reise
“ arbeitete er auf. 1821 folgte „
Wilhelm Meisters Wanderjahre
“, im Grunde eine Ansammlung kleiner Novellen. Goethe wählte nun
Marienbad
als Kurort, wo er eine Frau von Levetzow mit ihren Töchtern traf.
Das Jahr 1823 begann mit einer Herzbeutelentzündung. Nachdem er sich davon erholt hatte, wurde er geistig lebendiger als zuvor. Auch träumte und tändelte er wieder; der Greis hielt allen Ernstes um die Hand der 19-jährigen
Ulrike von Levetzow
an. Die jedoch wies ihn ab; auf der Heimreise schrieb er sich die Enttäuschung mit der „
Marienbader Elegie
“ von der Seele. Dann wurde es immer stiller und abendfriedlicher in ihm wie um ihn. Immer einsiedlerischer lebte er seine Tage, „allzeit beschäftigt, die Kräfte zu nutzen, die … noch geblieben waren“. Er nahm die Arbeit am
Zweiten Teil des „Faust“
wieder auf. Er schrieb kaum mehr selbst, meist wurde diktiert. So konnte er nicht nur einen umfangreichen Briefwechsel bewältigen, sondern auch seine letztgültigen Worte in weit ausholenden Gesprächen dem Adlatus Eckermann anvertrauen – und sich selbst bereits zu seinen Lebzeiten ein Denkmal errichten. 1828 verschied sein Gönner Karl August, 1830 musste er den Tod des Sohnes in Rom hinnehmen. In demselben Jahr schloss er die Arbeit am zweiten Teil des Faust ab. Es war wieder ein Werk, an dem ihm das (jahrelange) Werden das Wichtigste war, formal ein Bühnenstück, tatsächlich kaum auf der Bühne spielbar, eher ein phantastischer Bilderbogen, vieldeutig wie viele seiner Dichtungen seit der Jahrhundertwende. Schließlich schaltete er sich noch in die Kontroverse der beiden
Paläontologen
Georges Cuvier
und
Etienne Geoffroy Saint-Hilaire
ein – Geologie und Entwicklungslehre beschäftigten ihn noch ebenso wie der
Regenbogen
, den er mittels seiner
Farbenlehre
nie hatte erklären können.
Besuch in Ilmenau (1831)
Gedenktafel
„Goethehäuschen“
51 Jahre nachdem er 1780 an eine Wand in der Jagdhütte „Goethehäuschen“ auf dem
Kickelhahn
bei
Ilmenau
sein bekanntes Gedicht „
Wandrers Nachtlied
“ („
Über allen Gipfeln ist Ruh’…
“) geschrieben hatte, besuchte Goethe diese Wirkstätte 1831 kurz vor seinem letzten Geburtstag erneut. Tief bewegt las er, laut für sich wiederholend, die letzten Zeilen seines Gedichts: „
Warte nur, balde ruhest du auch!
“. An der Gastwirtschaft „Zum Löwen“ in
Ilmenau
, wo Goethe seinen letzten Geburtstag verbrachte, wurde eine Gedenktafel angebracht. Auf dem Marktplatz von Ilmenau steht heute ein Denkmal, das Goethe, auf einer Bank ausruhend, in seinem letzten Lebensjahr zeigt.
Goethe-Grab in der Fürstengruft zu Weimar
Tod in Weimar (1832)
Goethe im letzten Lebensjahr, Denkmal (Illmenau)
Am 22. März 1832 starb Goethe an den Folgen einer
Lungenentzündung
in seinem Sessel. Kurz bevor er starb, zeichnete er mit dem Finger ein „W“ in die Luft. Goethes Zeitgenossen sehen das als den Anfangsbuchstaben seines Namens Wolfgang, Muslime interpretieren es auch als die arabische Schreibweise von
Allah
. Seine berühmten
letzten Worte
sollen gelautet haben „Mehr Licht!“. Laut
Friedrich von Müller
war jedoch gemeint: „Macht doch den zweiten Fensterladen auf, damit
mehr Licht
hereinkomme!“. Einer
Anekdote
nach seien die letzten Worte Goethes missverstanden worden – demnach hätte er nicht „Mehr Licht“ gesagt, sondern eine Äußerung bezüglich der Qualität seiner Bettstätte getätigt – in seinem
Frankfurter
Dialekt
habe er nämlich „mer lischt ... hia so schlescht,“ (
Hochdeutsch
: „man liegt hier so schlecht“) gesagt. Eine andere Anekdote besagte, Goethe hätte „Mer licht det Kissen schief“ gemeint. Es gibt zahlreiche weitere Theorien, was wirklich Goethes letzte Worte waren.
Werner Fuld
behauptet z. B., die letzten Worte seien an die
Schwiegertochter
gerichtet und „Frauenzimmerchen, gib mir dein Pfötchen!“ gewesen.
Thomas Bernhard
meint in seinem
Essay
'Goethe stirbt', sie hätten „Mehr nicht!“ und nicht „Mehr Licht!“ gelautet. „Mehr Licht!“ wird oft
philosophisch
gedeutet. Goethe wurde am 26. März in der
Fürstengruft
bestattet. Seine Grabrede hielt
Johann Friedrich Röhr
, Generalsuperintendent in Weimar.
Biographische Aspekte
Goethe übte auf die meisten Zeitgenossen und auf nachfolgende Generationen eine faszinierende Wirkung aus. Die Ursache dieser Faszination liegt zum einen in seiner Vielseitigkeit und der oft damit verbundenen Fähigkeit, in den einzelnen Tätigkeitsfeldern Grundlegendes zu leisten, als auch Maßstäbe zu setzen; zum anderen sind es seine Kommunikationsfähigkeit und Vielgestaltigkeit in ganz unterschiedlichen Aspekten, die sich gegenseitig erhellen. Jeder dieser Aspekte resultiert aus biographischen Einflüssen und lässt sich in seiner Biographie oft über Jahrzehnte hindurch verfolgen. Besonderen Einfluss auf Goethes Entwicklung hatten einerseits seine Beziehungen zu Frauen und andererseits seine Krankheiten. Diese beiden Aspekte sind einander insofern entgegengesetzt, als Frauen häufig die Anfangspunkte einer Entwicklung in Goethes Leben markieren – ein neues Kapitel wird aufgeschlagen –, während die (teilweise schweren) Erkrankungen häufig Endpunkt, Abschluss, aber auch Flucht kennzeichnen.
Krankheiten
1758: Goethe erkrankt an den Blattern (Pocken), die Narbenspuren der Krankheit bleiben ihm bis ins Alter
1768: Während der Leipziger Studienzeit kommt es zu einer lebensgefährlichen Erkrankung (Halsgeschwulst und Blutsturz, wohl aus einer tuberkulösen Kaverne), die möglicherweise Ausdruck einer seelischen Krise war. Goethe kehrt nach Frankfurt zurück. Es folgt eine eineinhalbjährige Genesungsphase, die von Rückfällen und
Depressionen
unterbrochen wird.
1801: Er erkrankt an einer
Gesichtsrose
1805:
Nierensteinleiden
mit häufigen
Koliken
1823: Erster
Herzinfarkt
und
Herzbeutelentzündung
1830: Erneuter Blutsturz
1832: Erneuter Herzinfarkt mit kardiogenem
Schock
und
Lungenödem
Goethe und die Frauen
Anna Katharina Schönkopf (1746–1810) war die Tochter des Zinngießers Christian Gottlieb Schönkopf, bei dessen Familie Goethe während seiner Leipziger Studienzeit den Mittagstisch nahm.
Dort lernt er 1766 das drei Jahre ältere Käthchen kennen und verliebt sich in sie; eine Liebe, die ihn zur Produktion verspielter Lyrik im Stile des Rokoko anregt (unter anderem die so genannten
Annettenlieder
). Im Frühjahr 1768 wird die Beziehung gelöst, die wegen Goethes extremer
Eifersucht
von Anfang an unter Belastungen litt.
Während der Zeit der Beziehung entsteht das Stück
Die Laune des Verliebten.
In diesem Schäferspiel wird ein eifersüchtiger Liebhaber von seiner Eifersucht geheilt, als er erkennt, dass auch er untreu sein kann. Auch nach dem Ende der Beziehung schrieb Goethe noch einige Zeit Briefe an Anna Katharina.
1788 lernte Goethe
Christiane Vulpius
kennen. Zwischen Goethe und Christiane entwickelte sich rasch ein Liebesverhältnis. Bereits ein Jahr später wurde das erste Kind, der Sohn August, geboren. Vier weitere Kinder folgten, die alle sehr früh starben. Am 19. Oktober 1806 wurden beide in der Jakobskirche getraut. Anlässlich ihrer beider „Silberhochzeit“ dichtete er 1813 das Gedicht „Ich ging im Walde so für mich hin...“ Christiane erlitt Anfang des Jahres 1815 einen Schlaganfall und starb am 6. Juni 1816 in Weimar.
In den Jahren 1814 und 1815 lernte er
Marianne von Willemer
für jeweils wenige Wochen kennen und verewigte sie im „Buch Suleika“ seines Spätwerks „West-östlicher Divan“. Marianne war die einzige Mitautorin eines seiner Werke, denn der „Divan“ enthält auch – wie erst postum bekannt wurde – einige Gedichte aus ihrer Feder.
Seine letzte Liebe im Jahr 1823 galt der neunzehnjährigen
Ulrike von Levetzow
, die er 1821 in Marienbad kennengelernt hatte.
Weitere Frauen, deren Beziehung zu Goethe bekannt ist, sind
Susanne von Klettenberg
Friederike Brion
Charlotte Buff
Maximiliane von La Roche
, Mutter von
Clemens Brentano
und
Bettina von Arnim
Lili Schönemann
Henriette von Lüttwitz
Charlotte von Stein
Corona Schröter
Christiane Friederike Wilhelmine Frommann
ist
Minna Herzlieb
. Der Dichter hat ihr mit der Gestalt der Ottilie in seinen „
Wahlverwandtschaften
“ ein unvergängliches Denkmal gesetzt. In
Görlitz
gestorben und auf dem städtischen Friedhof begraben.
Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach
, Förderin in Weimar
Goethes Freunde
Friedrich Schiller
Karl Ludwig von Knebel
Herzog Carl August
Johann Peter Eckermann
Johann Gottfried von Herder
Friedrich von Müller
Johann Heinrich Meyer
Friedrich Wilhelm Riemer
Carl Friedrich Zelter
Goethes „Opfer“
Johanna Catharina Höhn
Jakob Michael Reinhold Lenz
Lorenz Oken
Johann Heinrich Wilhelm Tischbein
Begegnung mit Heinrich Heine
Nachdem im Jahr 1824
Heinrich Heines
Sammlung
Dreiunddreißig Gedichte
, darunter Heines in Deutschland heute bekanntestes Werk
Die Loreley
, erschienen war, besuchte Heine im selben Jahr während einer Harzreise den von ihm hoch verehrten Goethe in Weimar. Bereits zwei Jahre zuvor hatte Heine ihm seinen ersten Gedichtband mit einer Widmung zugesandt. Der Besuch verlief für Heine aber eher enttäuschend, da er sich – ganz im Gegensatz zu seinem Naturell – befangen und linkisch zeigte und Goethe ihm nur höflich-distanziert begegnete.
Goethes Diener
Obwohl Goethe seinen jeweiligen
persönlichen Dienern
zumeist den unpersönlichen Dienst-/Rufnamen
Carl
gab, handelte es sich um wichtige Personen in seinem Leben, die das Vertrauen ihres Hausherrn genossen. Goethe verlangte von seinem Personal Diskretion, Fleiß und stetige Pflichterfüllung. Bei freier Kost, Logis und
Livree
erhielt der
Cammerdiener
einen Jahreslohn. Goethe „erzog“ sein Hauspersonal und förderte es nach erwiesenen Fähigkeiten. Besonders geeignete Bedienstete durften sich für Goethe als Schreiber betätigen oder sogar an den naturwissenschaftlichen Studien des Dichters teilnehmen. Goethe vermittelte verdiente Bedienstete in herzogliche Ämter oder fand sie testamentarisch ab. Von den zahlreichen gleichzeitig oder sukzessive in Goethes Diensten tätigen Hausdienern ist
Philipp Friedrich Seidel
(Goethes Diener von 1775 - 1788) hervorzuheben.
Goethe und der Islam
Die
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und auf der
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. Entferne diesen Baustein erst, wenn er nicht mehr nötig ist, und gib gegebenenfalls das Ergebnis auf der Neutralitätsseite bekannt.
Ein in der nichtislamischen Welt recht unbekannter Aspekt ist Goethes Interesse für den
Islam
. Das muslimische Interesse an Goethe gründet sich auf seine Gedichtsammlung
West-östlicher Diwan
und seine dazu gehörigen „Noten und Abhandlungen“. Dieses Spätwerk erschien 1819. Aber schon viel früher, 1772, beschäftigte Goethe sich literarisch mit dem Islam, nämlich einem Gegenstück zu Voltaires
Le fanatisme ou Mahomet le Prophète
, das nur fragmentarisch erhalten ist. Das bekannteste Stück hieraus ist das Gedicht
Mahomets Gesang
, das der Dichter
Muhammad Iqbal
später ins
Persische
übersetzte und in einer Fußnote schrieb, dass es kaum ein Gedicht gäbe, das die dynamische Kraft des
Propheten Mohammed
so schön darstellt. 1799 schrieb Goethe auch eine bearbeitete Übersetzung von Voltaires Drama.
Es ist bekannt, dass Goethe
Arabisch
lernte und den
Koran
kannte, der schon 1772 in
deutscher Übersetzung
vorlag, Goethe aber angeblich eine englische Ausgabe bevorzugte. 1814 kam Goethe mit dem
Diwan
des persischen Dichters
Hafes
in Kontakt, der 1812 ins Deutsche übersetzt wurde. Goethe antwortete darauf mit seinem
West-östlichen Diwan
, in dem mehrfach der Islam, sein Prophet und der Koran erwähnt und geehrt werden. Goethes
Diwan
beginnt mit einem Gedicht, das den Titel
Hegire
trägt, nach Mohammeds Auswanderung (
Hidschra
). Für
Annemarie Schimmel
ist das ein Hinweis auf Goethes „innere Auswanderung“ in den Islam seit 1814. Goethe hielt jedoch Hafes, den Religionskritiker, Anhänger des Sufismus und Verherrlicher des Weins, für einen authentischen Muslim. So schrieb Goethe über die Begegnung mit Hafes' Werk:
Schon im vorigen Jahre waren mir sämtliche Gedichte Hafis' in der Hammer'schen Übersetzung zugekommen; wenn ich früher den hier und da in Zeitschriften übersetzten und mitgeteilten einzelnen Stücken dieses herrlichen Poeten nichts abgewinnen konnte, so wirkten sie doch jetzt zusammen desto lebhafter auf mich ein, und ich mußte mich dagegen produktiv verhalten, weil ich sonst vor der mächtigen Erscheinung nicht hätte bestehen können ... alles was dem Stoff und dem Sinne nach bei mir Ähnliches verwahrt und gehegt worden, tat sich hervor, und dies mit umso mehr Heftigkeit, als ich höchst nötig fühlte, mich aus der wirklichen Welt, die sich offenbar und im stillen bedrohte, in eine ideale zu flüchten.
Goethe: Goethes autobiographische Schriften, Band 3 der Großherzog Wilh. Ernst-Ausgabe, Leipzig, o.J.; S.350
Eines der bekanntesten Zitate aus Goethes
Diwan
lautet:
Gottes ist der Orient!
Gottes ist der Occident!
Nord- und südliches Gelände
Ruht im Frieden seiner Hände!
Er, der einzige Gerechte,
Will für jedermann das Rechte.
Sei von seinen hundert Namen
Dieser hochgelobet! Amen.
Goethe: West-östlicher Diwan, Moganni Nameh: Buch des Sängers: „Freisinn“
Dies wird als Anspielung auf
die 99 Namen Allahs
und auf den Koran verstanden, in dem es heißt:
Gottes ist der Osten und der Westen. Wo immer ihr euch hinwendet, ist Gott gegenwärtig. Gott ist allumfassend und allwissend.
Koran 2:115
Überliefert ist auch, dass Goethe 1814 in Weimar einem islamischen Gebet beiwohnte, als eine Gruppe
Baschkiren
aus der russischen Armee in Weimar war. (Weiteres zum Thema Goethe und der Islam:
West-östlicher Diwan
)
Quellen zu diesem Abschnitt:
Eslam.de – Enzyklopädie des Islam
(Artikel über Goethe)
„Goethe-Fatwa“
„Goethe und der Islam“
(Vor- und Nachwort zum gleichnamigen Buch von Katharina Mommsen)
Goethes Wirken über die Dichtkunst hinaus
Naturwissenschaftliche Arbeiten
Johann Wolfgang Goethe, Die Solfatara von
Pozzuoli
(1787)
In der Weimarer Zeit begann Goethe sich auch naturwissenschaftlich zu beschäftigen, vor allem auf den Gebieten der
Botanik
, der
Geologie
und der
Optik
. In Folge seiner Interessen wurde er zum eifrigen Sammler von rund 23.000 Präparaten aus der Natur, die Grundlage seines Forschens waren.
Botanik
Seine vergleichenden Studien über Pflanzengestalten (vor allem
Die Metamorphose der Pflanzen
, 1790) wurden auch in der Fachwelt als wegweisend anerkannt. Im Bereich der Botanik gilt er als Begründer der
Vergleichenden Morphologie
. Während diese Disziplin später stark formalisiert wurde, stand für Goethe das erlebende Mitvollziehen der „Metamorphose“, des Wandels der aufeinander folgenden Blattgestalten an der Pflanze, im Vordergrund. Seine wichtigste Entdeckung war dabei, dass nicht nur die grünen Laubblätter, sondern auch die Teile der Blüte einander im Prinzip gleichen und dass auch Früchte aus blattartigen Organen (Fruchtblätter) aufgebaut sind. Diese Entdeckung formulierte er 1787 während seiner „italienischen Reise“ mit den Worten: „Vorwärts und rückwärts ist die Pflanze immer nur Blatt.“ Heute spricht man von
homologen
Organen. Das allgemeine „Gesetz“ der Aufeinanderfolge der Blattgestalten nannte Goethe auch „
Urpflanze
“.
Zoologie
In der
Zoologie
gelang Goethe die bedeutende Entdeckung des
Zwischenkieferknochens
beim Menschen
embryo
, dessen scheinbares Fehlen bis zu diesem Zeitpunkt eines der wichtigsten Argumente gegen die Verwandtschaft des Menschen mit den
Affen
war. Goethes zoologische Arbeiten, die ebenso wie die botanischen stark von der Anschauung und von dem Verhältnis zwischen konkreter Erscheinung und allgemeinem
Typus
ausgingen, wurden in der Folge von verschiedenen Zoologen aufgegriffen, so noch im 19. Jahrhundert von
Hermann von Nathusius
und im 20. Jahrhundert von
Louis Bolk
und
Adolf Portmann
.
Isaac Newton (
Godfrey Kneller
,
National Portrait Gallery
London
, 1702
)
Optik/Farbenlehre
Als sein naturwissenschaftliches Hauptwerk betrachtete Goethe jedoch seine
Farbenlehre
, die nach heutigem Verständnis lediglich eine von vielen
Farbenlehren
darstellt. Mit dieser Arbeit setzte er sich bei der physikalischen Interpretation über die Ursache der
Spektralfarben
in deutlichen Widerspruch zu dem englischen Physiker
Isaac Newton
. Aus physikalischer Sicht gilt Goethes Farbenlehre heute als Verirrung eines sonst so genialen Geistes. Gerade zu diesem Werk haben sich aber die bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts geäußert. So formulierte beispielsweise Niels Bohr, dass nicht das klassische Objekt der Physik, sondern das Phänomen das letzte unteilbare Element der physischen Wirklichkeit ist
[7]
, und dass Goethes Einblicke in die Natur „zumindest in bestimmten Punkten außerordentlich fortschrittlich waren im Vergleich zu seiner Zeit“
[8]
. Carl Friedrich v. Weizsäcker äußerte sich zu Goethes Wissenschaftsverständnis und Erkenntnismethode in:
Einige Begriffe aus Goethes Naturwissenschaft
[9]
. Und der
Wissenschaftstheoretiker
Paul Feyerabend
schrieb: „Goethes wundervolles Buch verdient weit mehr Beachtung, als es bisher bei Wissenschaftshistorikern und Wissenschaftstheoretikern gefunden hat.“
[10]
Aus psychologischer Sicht hingegen hat Goethe erstmalig eine Art
Farbenpsychologie
entwickelt.
Goethes Wissenschaftsverständnis und Methodik
Einen Ansatz einer wissenschaftstheoretischen Betrachtung seiner Methodik lieferte Goethe bereits selbst in seinem Aufsatz
Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt
[11]
. Darin kennzeichnet er sein Vorgehen – im Unterschied zur zeitgleichen
Naturphilosophie
der
Romantik
– als
empirisch
und nicht spekulativ
[12]
. Vom
positivistischen
Empirismus
unterscheidet sich Goethes Ansatz dadurch, dass er den Menschen nicht als externen Beobachter behandelt, sondern als innerhalb des Beobachtbaren und als systematisch zu diesem gehörend.
Ein besonderes Kapitel der Wirkungsgeschichte von Goethes Naturstudien ist die Bedeutung, die sie durch
Rudolf Steiner
im Bereich der
Anthroposophie
und der
Waldorfpädagogik
unter der Bezeichnung „
Goetheanismus
“ erlangt haben.
Übersetzungen
Von Goethe stammt eine nennenswerte Anzahl von Übersetzungen, über die die
Liste der Übersetzungen von Goethe
informiert.
Nachkommen
Johann Wolfgang von Goethe und seine Frau Christiane hatten fünf Kinder. Außer
August
, dem ältesten, wurde eines tot geboren, die anderen starben nach Tagen oder Wochen. August hatte drei Kinder:
Walther Wolfgang
(* 9. April 1818 † 15. April 1885),
Wolfgang Maximilian
(* 18. September 1820; † 20. Januar 1883) und
Alma Sedina
(* 29. Oktober 1827; † 29. September 1844). August starb zwei Jahre früher als Goethe selbst in Rom. Seine Frau
Ottilie von Goethe
gebar nach seinem Tod ein weiteres (nicht von August stammendes) Kind namens Anna Sibylle, das nach einem Jahr starb. Alle Kinder blieben unverheiratet, so dass die direkten Nachkommenslinie von Johann Wolfgang von Goethe 1885 ausstarb. Wolfgang und Walther, der 1859 Freiherr wurde, vermachten den Nachlass der Großherzogin Sophie und dem Staat Sachsen-Weimar-Eisenach.
Friedrich Georg (* 1657) (weitere 8 jüngere Geschwister)
|
Johann Kaspar G.
+ Katharina Elisabeth Textor
______________|_______________________
| | |
Johann Wolfgang
Cornelia* weitere früh Gestorbene
+ Christiane Vulpius |
|_______________
| |
August vier früh Gestorbene
+ Ottilie von Pogwisch
|_______________________________
| | |
Walther Wolfgang Alma
(*) Cornelia hatte zwei Töchter: Luise Maria Anna (1774–1811) und Julie (1777–1793). Luise hatte mit
Ludwig Nicolovius
neun Kinder. Vier davon waren früh gestorben oder kinderlos. Die anderen fünf Kinder hatten zahlreiche Nachkommen, wovon heute noch einige leben.
Galerie
Kupfer zu J. W. Goethe, Das römische Carneval
Die tote Ottilie, der Architekt und Nanny – Kupferstich zu Goethes Wahlverwandtschaften
Goethes Wohnhaus am Frauenplan (Weimar), 1828
Johann Wolfgang von Goethe in seinem italienischen Freundeskreis
Goethe, Farbenkreis zur Symbolisierung des menschlichen Geistes- und Seelenlebens, 1809
Louis Ernst Moritz, Johann Wolfgang von Goethes Gartenhaus, 1830
Johann Wolfgang Goethe, Wartburg mit Mönch und Nonne, 14. Dezember 1807
Goethe, Italienische Küstenlandschaft – Aquarellierte Federzeichnung
Johann Wolfgang von Goethe Briefmarke von 1961
Rezeption
Hauptartikel:
Johann Wolfgang von Goethe: Rezeption
Wie kein anderer wurde Goethe schon zu Lebzeiten als unerreichter und unerreichbarer Gipfel deutscher Dichtung stilisiert, wozu sein eigenes Auftreten im Alter zweifellos beitrug.
Goethe ist einer der berühmtesten Autoren der Weltliteratur. Seine Werke gehören in vielen Ländern zum festen Bestandteil des Literaturunterrichts und wurden vielfach vertont und verfilmt.
Die wechselnden Bilder, die im Laufe der Zeit von Goethe entstanden, illustrieren die kulturelle, soziologische und mentale Entwicklung der Gesellschaft. Zur Geschichte der Rezeption gehören deshalb auch die Goethe-Feiern und Goethe-Jubiläen, die wissenschaftlich untersucht wurden.
Siehe auch
In sprachlicher Verbindung mit dem Namen
Goethe
genannt bzw. nach ihm benannt:
Personen
Goethe-Bode
Goethes Diener
Goethes Erben
Goethe und Anna Amalia - eine verbotene Liebe
Wohnstätten Goethes
Goethe-Haus
in Frankfurt am Main
Goethes Gartenhaus
in Weimar im Park an der Ilm
1789-1792 Wohnung in den Jägerhäusern vor der Stadt
Goethehaus (Begriffsklärung)
Goethes Wohnhaus
in Weimar am Frauenplan
(= Haus am Frauenplan)
Besuchsstätten Goethes
Goethehäuschen Tübingen
Goetheturm
in Frankfurt am Main
Museen, Sammlungen
Goethe-Museum
ist Goethes Elternhaus in Frankfurt am Main, das zu einem Museum gestaltet wurde
Goethe-Nationalmuseum (Weimar)
Goethe-Werther-Sammlung
befindet sich in einer Bibliothek in Wetzlar
Gedenkstätte
Goethe-und-Schiller-Gruft
=
Fürstengruft
in Weimar
Denkmäler
Goethe-Denkmal (Rom)
Goethe- und Schiller-Denkmal
in Weimar
Goethedenkmal
, Sammelbegriff für Goethedenkmäler an verschiedenen Orten
Auszeichnungen, Preise, Medaillen
Goethe-Medaille
: jährliche Vergabe durch das
Goethe-Institut
seit 1955
Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft
: Stifter: Paul von Hindenburg; letzte Verleihung im Jahr 1944
Goethe-Plakette
: Seite zur Begriffsklärung
Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main
: wird jährlich i.a. an mehrere Personen verliehen
Goethe-Plakette des Landes Hessen
: Auszeichnung, die seit 1952 in unregelmäßigen Abständen verliehen wird
Goethe-Preis
: Seite zur Begriffsklärung
Goethepreis der Stadt (Ost-)Berlin
: während der Zeit der DDR bis 1989 jährlich in drei Klassen verliehen
Goethepreis der Stadt Frankfurt (am Main)
: Verleihung alle drei Jahre
Hansischer Goethe-Preis
: seit 1949 Verleihung alle zwei Jahre durch die private
Alfred-Toepfer-Stiftung F.V.S.
Johann-Wolfgang-von-Goethe-Medaille
: seit 1972 durch die private
Alfred-Toepfer-Stiftung F.V.S.
zur Verfügung gestellt
Objekte aus Natur und Technik
Goethe-Barometer
Goethe-Glas
Goethe-Knochen
Goethe-Wetterglas
Goethe (Asteroid)
Goethepflanze
Goethit
Gesellschaften, Vereinigungen, Kultureinrichtungen
Goethe-Bund
Goethe-Gesellschaft
Goethe-Institut
Schulen und Ausbildungsstätten
Goethe-Gymnasium
: Seite zur Begriffsklärung
Goethe-Gymnasium (Berlin-Wilmersdorf)
Goethe-Gymnasium (Frankfurt am Main)
Goethe-Gymnasium Auerbach
Goethe-Gymnasium Bensheim
Goethe-Schiller-Gymnasium (Jüterbog)
Goethe-Schule Bochum
Goetheschule Königsee
, Thüringen
Goethe-Universität
in Frankfurt am Main
Weitere Gebäude
Goethe-Link-Observatorium
: Sternwarte im US-Bundesstaat Indiana
In mehreren Städten existieren
Goethe-Theater
Goetheanum
: Sitz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft in Dornach bei Basel/Schweiz
Goethewarte
bei Wiesbaden
Sprachlich-Literarisches
Goethe-Wörterbuch
Goethe-Zitate
Goethe (Begriffsklärung)
Goethe als Übersetzer
Sonstiges
Goetheanismus
Goetheweg
Goethezeit
Hermann Hesse über Goethe
Thomas Mann über Goethe
Literatur
Werke Goethes
Einzelausgaben zu Lebzeiten (Erstausgaben)
Es war eine der besonderen Eigenarten Goethes, begonnene Dichtungen oft Jahre, manchmal Jahrzehnte liegen zu lassen, bereits gedruckte Werke erheblichen Umarbeitungen zu unterwerfen und manches Fertiggestellte erst nach langer Zeit in den Druck zu geben.
Eine chronologische Liste der Werke ist daher insofern schwierig zu erstellen, da der Zeitraum der Bearbeitung häufig unklar, das Jahr des Erstdrucks aber oft nicht mit der dichterischen Entwicklung Goethes korrespondiert. Die folgende Liste orientiert sich im Zweifelsfall am (vermutlichen) Zeitpunkt der Entstehung.
Gedichte, Lieder und Balladen
Geistesgruß
(Gedicht), 1774
Burg Lahneck
In allen guten Stunden
(
freimaurerisches
Bundeslied), 1775
An den Mond
, 1777
Der Erlkönig
(Ballade), 1782
Xenien
(Gedichte, zusammen mit
Friedrich Schiller
), 1796
Die erste Walpurgisnacht
(Ballade, von
Felix Mendelssohn Bartholdy
vertont in Form einer Kantate für Soli, Chor und Orchester), 1799
Vom Sänger hat man viel erzählt
(freimaurerisches Gedicht zum Dank des Sängers), 1815
Wenn die Liebste zum Erwidern
(freimaurerisches Gedicht zur Verschwiegenheit), 1816
West-östlicher Divan
(Gedichte), 1819
Johann Wolfgang von Goethe im 62.Lebensjahr (
nach dem Gemälde von Luise Seidler, Weimar 1811
)
Versepen
Reineke Fuchs
(Tierepos), 1794
Hermann und Dorothea
(
Idylle
in
Hexametern
), 1798
Dramen
Die Laune des Verliebten
(Schäferspiel), verfasst 1768, im Druck 1806
Die Mitschuldigen
(Lustspiel), begonnen 1769, im Druck 1787
Götz von Berlichingen
mit der eisernen Hand
(Schauspiel), 1773
Prometheus
(Gedicht), 1774
Neueröffnetes moralisch-politisches Puppenspiel,
1774
Ein Fastnachtsspiel vom Pater Brey
,
1774
Jahrmarktsfest zu Plundersweilern
,
1774
Götter, Helden und Wieland
(Farce), 1774
Clavigo
(Trauerspiel), 1774
Egmont
(Trauerspiel), begonnen 1775, im Druck 1788
Erwin und Elmire
(Schauspiel mit Gesang), 1775
Stella
. Ein Schauspiel für Liebende,
1776
Der Triumph der Empfindsamkeit
(Eine dramatische Grille), 1777
Iphigenie auf Tauris
(Drama), Prosafassung 1779, im Druck 1787
Torquato Tasso
(Drama), ab 1780, im Druck 1790
Faust. Ein Fragment,
1790
Der Groß-Cophta
(Lustspiel), 1792
Der Bürgergeneral
(Lustspiel), 1793
Faust. Eine Tragödie
(entspricht dem
ersten Teil des
Faust
), ab 1797, im Druck unter diesem Titel zuerst 1808 erschienen
Mahomet
,
Übersetzung
und Bearbeitung der Tragödie von
Voltaire
, 1802
Die natürliche Tochter
(Trauerspiel), 1804
Pandora
(Festspiel), entstanden 1807/08, im Druck 1817
Faust II
.
(2. Teil des
Faust
), 1833 (postum veröffentlicht)
Romane und Novellen
Die Leiden des jungen Werthers
(Briefroman), 1774, 2. Fassung 1787
Wilhelm Meisters theatralische Sendung
(„Urmeister“, Roman), ab 1776, Im Druck 1911
Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten
(
Rahmenerzählung
), 1795
Wilhelm Meisters Lehrjahre
,
1795/96
(Text)
Novelle
,
ab 1797
Wilhelm Meisters Wanderjahre
(Roman), ab 1807, im Druck 1821, erweiterte Fassung 1829
(Text)
Die Wahlverwandtschaften
,
1809
(Text)
Übertragungen
Das Leben des Benvenuto Cellini
(
Übersetzung
), 1797
Mahomet
,
Übersetzung
und Bearbeitung der Tragödie von
Voltaire
, 1802
Aufzeichnungen und Aphorismen
Maximen und Reflexionen,
1833 (postum veröffentlicht)
Ästhetische Schriften
Über Kunst und Altertum
(6 Bde., zusammen mit
Johann Heinrich Meyer
), 1816–32
Naturwissenschaftliche Schriften
Über den Zwischenkiefer der Menschen und der Tiere,
1786
Beiträge zur Optik
(Abhandlungen, 2 Bde.), 1791/92
Zur Farbenlehre
(wiss. Abhandlung), 1810
Reden
Einleitung zu den Trauerreden
(freimaurerische Trauerrede zum Ableben des Meisters vom Stuhl Ridel), 1821
Rede zum brüderlichen Andenken Wielands
(freimaurerische Trauerrede), von Goethe vorgetragen am 18. Februar 1830
Dem würdigen Bruderfeste: „Fünfzig Jahre sind vorüber“
(poetischer Dank für eine Ehrenurkunde seines fünfzigjährigen Maurerjubiläums), 1830
Autobiographische Prosa
Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit
(autobiografische Dichtung, 4 Bde.), 1811–33
Italienische Reise
,
1816/17
Kampagne in Frankreich
(Bericht), 1822
Sonstiges
Römische Elegien
,
entstanden 1788–90
Venezianische Epigramme
,
1790
Die guten Weiber,
1817
Ausgaben
Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche
, Frankfurter Ausgabe – das Flaggschiff des Deutschen Klassiker Verlages in 40 Bänden und damit aktuell die vollständigste Gesamtausgabe Goethes,
ISBN 3-618-60213-8
Sämtliche Werke
, Münchner Ausgabe in 20 Bänden, neueste Auflage 1986 im Carl Hanser Verlag erschienen, München,
ISBN 3-446-13285-6
Goethes Werke
, Hamburger Ausgabe in 14 Bänden, textkritisch durchgesehen und kommentiert von Erich Trunz, 13. Aufl. 1982 bei C. H. Beck, München,
ISBN 3-406-08495-8
Karl Eibl, Fotis Jannidis und Marianne Willems (Hrsg.):
Der junge Goethe in seiner Zeit.
2 Bde. mit einer (Windows-)CD-ROM, 1998.
Sekundärliteratur
Übersichten/Bibliographien
Literatur von und über Johann Wolfgang von Goethe
im Katalog der
Deutschen Nationalbibliothek
Drews, Jörg:
Sichtung und Klarheit - Kritische Streifzüge durch die Goethe-Ausgaben und die Goethe-Literatur der letzten fünfzehn Jahre
, P.Kirchheim Verlag, München 1999,
ISBN 3-87410-082-0
Hermann, Helmut G. (Zusammenstellung):
Goethe-Bibliographie - Literatur zum dichterischen Werk
, Verlag Philipp Reclman jun., Stuttgart 1991,
ISBN 3-15-008692-2
Lexika
Biedrzynski, Effi:
Goethes Weimar - Das Lexikon der Personen und Schauplätze
, Verlag Artemis&Winkler, Zürich 1992,
ISBN 3-7608-1064-0
Müller, Martin:
Goethes merkwürdige Wörter. Ein Lexikon von Martin Müller
. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 2., unveränderte Auflage 2006. VII, 216 S.
Unterberger, Rose:
Die Goethe-Chronik
, Insel-Verlag, Frankfurt/M. 2002,
ISBN 3-458-17100-2
Wilpert, Gero von ~
:
Goethe-Lexikon.
Stuttgart 1998, Kröner,
ISBN 3-520-40701-9
Weiteres
Albert Bielschowsky:
Goethe, sein Leben und seine Werke.
(Zwei Bände, Bd. 1: 522 S., Bd. 2: 757 S.), Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München.
Nicholas Boyle:
Goethe. Der Dichter in seiner Zeit.
Aus dem Engl. übers. von Holger Fliessbach. Frankfurt am Main: Insel 2004.
Bd. 1: 1749–1790. (Insel-Taschenbuch. 3025)
ISBN 3-458-34725-9
Bd. 2: 1790–1803. (Insel-Taschenbuch. 3050)
ISBN 3-458-34750-X
Karl Otto Conrady
:
Goethe – Leben und Werk,
Artemis Verlag Zürich 1994, 1040 Seiten.
Richard Friedenthal
:
Goethe – sein Leben und seine Zeit,
Piper-Verlag München
Ettore Ghibellino
: Goethe und Anna Amalia – eine verbotene Liebe, A.J. Denkena-Verlag, Weimar 2003,
ISBN 3-936177-02-3
Goethe, Johann Wolfgang
,
in:
Allgemeine Deutsche Biographie
,
Leipzig, München 1875–1912, Bd. 9, S. 413ff.
George Henry Lewes
:
Goethe's Leben und Schriften.
übers. von Julius Frese. Berlin: Duncker 1857.
Peter Matussek:
Goethe zur Einführung.
2. Aufl. Junius, Hamburg 2002,
ISBN 3885069725
Christoph Michel (Hrsg.):
Goethe - Sein Leben in Bildern und Texten
, Insel Verlag, Frankfurt/M. (2.Aufl.) 1982,
ISBN 3-458-04768-9
Wolfram Voigt/Ulrich Sucker:
Johann Wolfgang von Goethe
BSB B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, Reihe: Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner Band 38, Leipzig 1987
Renate Wieland:
Schein Kritik Utopie. Zu Goethe und Hegel.
München (edition text + kritik) 1992,
ISBN 3-88377-419-7
Hans-Heinrich Reuter:
Johann Wolfgang von Goethe. Bildbiographie
, VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1990,
ISBN 3-323-00328-4
Dieter Borchmeyer
: Goethe. Der Zeitbürger, München / Wien 1999.
Ernst Schulte-Strathaus: Die Bildnisse Goethes, Georg Müller Verlag, München 1913
Emil Schaeffer
: Goethes Äussere Erscheinung, Insel Verlag, Leipzig 1914
Rudolf Payer-Thurn: Goethe. Ein Bilderbuch, Günther Schulz Verlag, Leipzig o.J.
Filmographie
Faust
BR Deutschland 1960, Spielfilm, 128 Min., Regie: Peter Gorski, Dreharbeiten: 23. Mai 1960 - Juli 1960 in Hamburg,
Deutsches Schauspielhaus
, Darsteller u.a.:
Will Quadflieg
als Faust,
Gustaf Gründgens
als Mephistopheles,
Ella Büchi
als Gretchen,
Elisabeth Flickenschildt
als Marthe,
Inhaltsangabe
von
Filmportal.de
Falsche Bewegung
(Freie Adaption von
Wilhelm Meisters Wanderjahre
), BR Deutschland 1974/1975, Spielfilm, 103 Min., Regie:
Wim Wenders
, Drehbuch:
Peter Handke
, Kamera:
Robby Müller
, Musik:
Jürgen Knieper
, Produktion:
WDR
, Solaris, München, Erstsendung: 25. Juni 1976, Darsteller u.a:
Rüdiger Vogler
als Wilhelm Meister,
Hans-Christian Blech
Laertes,
Hanna Schygulla
als Therese Farner,
Nastassja Kinski
als Mignon,
Inhaltsangabe
von Filmportal.de
Lotte in Weimar
.
DDR 1974/1975, Spielfilm, Buch und Regie:
Egon Günther
, Produktion:
DEFA
-Studio für Spielfilme, Potsdam-Babelsberg, Musik: Gustav Mahler (
6. Sinfonie
a-Moll), u.a. mit
Lilli Palmer
als Lotte,
Martin Hellberg
als Goethe
Inhaltsangabe
von Filmportal.de
Die Wahlverwandtschaften.
Frankreich, BR Deutschland 1981/1982, TV-Spielfilm, 118 Min., Regie:
Claude Chabrol
, Erstsendung:
ARD
, 4. April 1982, u.a. mit
Helmut Griem
als Eduard Otto,
Stéphane Audran
als Charlotte,
Michael Degen
als Hauptmann Otto, Pascale Reynaud als Ottilie
Goethe in Weimar.
Dokumentation, 60 Min., Buch und Regie: Gabriele Dinsenbacher, Produktion:
SWR
, Erstsendung: 10. Juli 1999,
Inhaltsangabe
von
Die Presse
Quellen
↑
J.W.v.Goethe, Zahme
Xenien
IX.
↑
J.W.v.Goethe, Dichtung und Wahrheit, Erstes Buch
↑
J.W.v.Goethe, Zahme
Xenien
IX.
↑
J.W.v.Goethe –
Wilhelm Meisters Lehrjahre
– 4. Kapitel
↑
Kommentar zur Münchner Ausgabe der Sämtlichen Werke, Band 1,2, S. 902
↑
Vgl. Goethes Schrift:
Geschichte meines botanischen Studiums
dort schreibt er: „Wie sie sich nun unter einen Begriff sammeln lassen, so wurde mir nach und nach klar und klärer, daß die Anschauung noch auf eine höhere Weise belebt werden könnte: eine Forderung, die mir damals unter der sinnlichen Form einer übersinnlichen Urpflanze vorschwebte. Ich ging allen Gestalten, wie sie mir vorkamen, in ihren Veränderungen nach, und so leuchtete mir am letzten Ziel meiner Reise, in Sizilien, die ursprüngliche Identität aller Pflanzenteile vollkommen ein, und ich suchte diese nunmehr überall zu verfolgen und wieder gewahr zu werden.“
↑
s. Niels Bohr,
Quantum mechanics and physical reality
. Nature, 136/1935, S. 65,
↑
s. N. Blaedel:
Harmony and Unity. The life of Niels Bohr
.
↑
Goethes Werke „Hamburger Ausgabe“ in 14 Bänden, 8. Auflage München 1981, Band 13 (Kommentarteil), S. 539–555
↑
Paul Feyerabend:
Wider den Methodenzwang
, revidierte Fassung (1983), S. 201
↑
J. W. v. Goethe:
Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt
[1]
, Goethes Werke „Hamburger Ausgabe“ in 14 Bänden, 8. Auflage München 1981, Band 13, S. 10-20
↑
Siehe auch J. W. v. Goethe:
Erfahrung und Wissenschaft
, Goethes Werke „Hamburger Ausgabe“ in 14 Bänden, 8. Auflage München 1981, Band 13, S. 23-25
Weblinks
Commons: Goethe
– Bilder, Videos und Audiodateien
Wikisource: Goethe
– Quellentexte
Wikisource: Johann Wolfgang von Goethe
– Quellentexte (lat.)
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,
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, 18. März 1999
Goethe und der Orientalist Georg Wilhelm Lorsbach
Goethe, Lorsbach und ihr Werk „West-östlicher Divan“
Goethes Reisestationen
Stationen von Goethes Harzreise im Jahre 1784
Auf den Spuren Goethes im Elsass
F. Zollinger: Goethe in Zürich
Bilder
Kommentierte Goethe-Galerie
Zeitgenössische Goethe-Porträts
Goethe-Silhouetten
Goethe-Zeichnungen aus Italien
Personendaten
NAME
Goethe, Johann Wolfgang von
ALTERNATIVNAMEN
Goethe, Johann Wolfgang; Göthe, Johann Wolfgang
KURZBESCHREIBUNG
deutscher Dichter, Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker und Staatsmann
GEBURTSDATUM
28. August 1749
GEBURTSORT
Frankfurt am Main
STERBEDATUM
22. März 1832
STERBEORT
Weimar
Von „
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wolfgang_von_Goethe
“
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